Dieses ungewöhnliche Bauwerk, errichtet 1882-1884 für Stephan von Sarter, zählt zu den bedeutendsten Schlossbauten des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Deutschland. Oberhalb von Königswinter, mitten im Naturpark Siebengebirge, liegt das pittoreske Gebäude weithin sichtbar auf halber Höhe zum Drachenfels. Beim Aufstieg präsentiert sich das Schloss hinter alten Bäumen und prachtvollen Rhododendren. Landschaftsromantik und wechselreiche Geschichte locken viele Besucher an, hier Natur- mit Kulturerlebnis zu verbinden. Wem die Wanderung zum Schloss zu mühsam ist, kann mit der historischen Zahnradbahn oder als Kind auf dem Rücken eines Esels den Berg erobern.
Der Bauherr Stephan Sarter (1833-1902) kam als Börsenspekulant zu Wohlstand und Ehren. Nachdem er 1881 in den Freiherrenstand erhoben worden war, legte er den Grundstein für sein Traumschloss. Dieses wurde nach nicht einmal dreijähriger Bauzeit im Jahr 1884 vollendet. Der repräsentative Wohnsitz bildet eine Synthese aus Schloss-, Burg- und Villenbau. Die zierliche Venusterrasse vor der Südfassade und der weitläufige Park scheinen Teil einer eleganten Schlossanlage, wohingegen die Ansicht von Norden mit dem mächtigen Turm an die Wehrhaftigkeit einer Burg erinnert.
Stephan von Sarter hat sein Schloss nie selbst bewohnt. Er lebte weiterhin in seiner Wahlheimat Paris, wo der Junggeselle 1902 verstarb, ohne ein Testament zu hinterlassen. Sein Neffe, der Jurist Jakob Biesenbach, kaufte das Anwesen und gestaltete es als „Sommerfrische“ für wohlhabende Reisende. Auf dem Parkgelände ließ er Blockhäuser für die Unterbringung der Gäste errichten und das Schlossinnere der neuen Nutzung entsprechend anpassen. In späteren Jahren beherbergte das Schloss u. a. ein katholisches Internat, eine Schule der Nationalsozialisten und eine Ausbildungsstätte für Eisenbahner. Im Zweiten Weltkrieg und in der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde das Gebäude schwer beschädigt und verfiel zusehends in den 1960er Jahren. Schließlich erwarb 1971 der Privatmann und Liebhaber repräsentativer Wohnkultur, Paul Spinat, das Ensemble und rettete es damit für die Nachzeit. Er verkaufte das Schloss 1989 an das Land Nordrhein-Westfalen, das es der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Natur Heimat und Kultur zur Restaurierung übertrug.
Seit 1986 stehen Schloss Drachenburg und seine Parkanlagen unter Denkmalschutz. Kriegsbeschädigungen, unsachgemäße Reparaturen und die vielfältige Nutzung des Gebäudes hatten deutliche Spuren hinterlassen. Von 1995 bis 2011 ließ die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Natur Heimat Kultur in enger Kooperation mit dem Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Königswinter das Ensemble Schloss Drachenburg behutsam restaurieren. Der weitläufige Landschaftspark mit seinen botanischen Exoten, die Venusterrasse und die rheinseitige Terrasse laden zum Verweilen und Spazierengehen ein. Eine Ausstellung in der ehemaligen Wirtschaftsebene in der Hauptburg informiert über die wechselreiche Nutzungsgeschichte von Schloss Drachenburg. Vom 36 m hohen Nordturm erwartet die Besucher ein Panoramablick auf das Siebengebirge und die Rheinschleife bis nach Köln. Die restaurierten und remöblierten Räume bieten einen Einblick in die großbürgerlich-herrschaftliche Wohnkultur der Gründerzeit. Die Räumlichkeiten der Repräsentationsebene können individuell besichtigt werden. Innerhalb von Führungen können Gäste zudem die Privaträume des Schlosses betreten. In der Vorburg ist die Stiftung Naturschutzgeschichte mit einer Dauerausstellung und einem Archiv zur Geschichte des Naturschutzes in Deutschland beheimatet.