Auf Tuchfühlung mit einer Familiendynastie
Im Monschau des 18. Jahrhunderts gelang es dem Tuchmacher und Kaufmann Johann Heinrich Scheibler das aufwendig hergestellte Monschauer Tuch zu einem hochwertigen Luxusartikel zu machen und europaweit zu vermarkten. Als Zeichen seines Erfolges ließ er sich das Rote Haus um 1765 als repräsentatives Wohnhaus errichten, das zudem als Handelszentrale mit Kontor, Lager und Wollwäsche genutzt wurde.
13 stilvoll eingerichtete Wohnräume bieten den Besuchern faszinierende Einblicke in die bürgerliche Wohn- und Alltagswelt dieser Familie. Das Herrenzimmer mit kostbarer Leinwandtapete, die eine Gemäldegalerie durch Illusionsmalerei vortäuscht, ein festlich gedeckter Tisch im Esszimmer, die Küche mit frisch polierten Messing- und Kupferkesseln, ein Festsaal mit Harfe, Salons mit edlen Sitzgarnituren oder Schlafräume mit prunkvollen Betten - es scheint als hätte die Familie das Haus eben erst verlassen.
Unvergesslich wird der Gang über die weltberühmte Prunktreppe aus Eichenholz. Freitragend gebaut windet sie sich mit elegantem Schwung über drei Etagen. Die reichen Verzierungen zeugen von einer meisterhaften Schnitzkunst. Als außergewöhnlich entpuppen sich 21 Darstellungen in ihrem Geländer. Dort zeigen kleine Puttenfiguren die einzelnen Stationen der Tuchherstellung.
In 4 Themenräumen mit moderner Präsentation wird der aufwendige Weg von der Wolle bis zum Tuch in Hand- und Heimarbeit für den Besucher erfahr- und erfassbar. Sei es mit 3D-Reproduktionen aus den Motiven der Prunktreppe, anhand historischer Werkzeuge oder beim Blick durch stereoskopische Guckkästen, die einige Arbeitplätze wie Spinn- und Webstuben zeigen. Ausgewählte Stoffmuster aus den originalen Musterbüchern der Monschauer und Scheiblerschen Tuchmanufakturen können in Form einer Herrenweste auf eine Figurine an der Wand oder sogar auf den eigenen Körper projiziert und an aufwendig nachgewebten Stoffen befühlt werden. Weitere Themen widmen sich den Handelbeziehungen und der Bedeutung der Familie Scheibler.