Leben und Arbeiten in einer sich wandelnden Welt
Wie sich Leben und Arbeiten in den letzten 180 Jahren gewandelt haben, ist das Hauptthema des Museums der Arbeit. In seinen Ausstellungen geht es der Frage nach, welche Auswirkungen der Prozess der Industrialisierung und der durch ihn bedingte umfassende soziale, kulturelle und ökonomische Wandel auf Menschen, Gesellschaft und Natur gehabt hat.
Dabei stehen zunächst Ausschnitte aus für Hamburg typischen Bereichen der Arbeitswelt im Vordergrund, wie die Druckindustrie oder die Arbeit im Kontor. An ihnen vollzieht das Museum nach, wie sich die Anforderungen an die Menschen durch unterschiedliche Arbeitsbedingungen geändert haben, welche Kenntnisse und Verhaltensweisen etwa Maschinen den Menschen abverlangen, welche menschlichen Tätigkeiten sie ersetzen und welche Belastungen oder Erleichterungen sie mit sich bringen. Die immense Steigerung der Warenproduktion, vor allem von Konsumgütern, die mit der technischen Entwicklung einhergeht, wirft das Problemfeld um Qualität, Begleiterscheinungen und Folgen des „technischen Fortschritts“ auf. Einen Beitrag zu einer kritischen Betrachtung dessen zu leisten, was als Fortschritt bezeichnet wird, ist deshalb ein zentrales Anliegen des Museums.
Ausgangs- und Mittelpunkt der Betrachtung sind aber stets die Menschen, nicht die Maschinen. Daher ist es dem Museum wichtig, ausgehend von den materiellen Hinterlassenschaften, auch das Leben jenseits der Arbeitsplätze und außerhalb der Arbeitszeit ins Blickfeld historischer Betrachtung zu rücken. Wie wirken sich bestimmte Arbeitsbedingungen auch auf die Freizeit aus? Wie organisieren sich Menschen ihren Alltag, um sich seinen Erfordernissen stellen zu können? Und schließlich, welche Bedeutung hatten die Objekte, die dem Museum zur Verfügung gestellt wurden, für ihre ehemaligen Besitzer und Besitzerinnen? Denn auch im vermeintlich Nebensächlichen können verdeckte Strukturen aufscheinen, lassen sich Hierarchien oder Freiräume ablesen, Befindlichkeiten wie Stolz oder Ängste sowie verschiedene Formen des Umgangs mit dem Alltag.
Bei all diesen Fragen hat das Museum der Arbeit die unterschiedlichen Lebenssituationen von Frauen und Männern, die „Geschlechterperspektive“ im Blick. Das gilt für die Bedingungen der Sozialisation, für die gesellschaftliche Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern und ihre Bewertung und ebenso die Vorstellungen von der „Natur der Frau bzw. des Mannes“, wie sie seit der Aufklärung die Zuweisung zu gesellschaftlichen Rollen begründen.
Zusammen mit dem Hamburg Museum, dem Altonaer Museum, dem Jenisch Haus, dem Hafenmuseum Hamburg, dem Speicherstadtmuseum, der Kramer-Witwen-Wohnung, dem Heine Haus und der Millerntorwache gehört das Museum der Arbeit zu den Historischen Museen Hamburg, Stiftung des öffentlichen Rechts.
Foto: Ulrike Pfeiffer