Göschens Idylle an der Mulde
Georg Joachim Göschen prägte nachhaltig die Buchwelt seiner Zeit als Vordenker für den modernen Buchhandel und als Ideengeber für dessen Berufsbild. Als Verleger gab er unter anderem die erste Goethe-Ausgabe in seinem 1785 gegründeten Verlag heraus. Freundschaften zu Friedrich Schiller oder Christoph Martin Wieland wirkten prägend auf Göschens Tätigkeit. Wegweisend wurde auch seine Buchge-staltung, besonders der Einsatz von lateinischen Lettern (Antiqua) in den Ausgaben der Werke Wielands und Klopstocks machten Göschen zu einem der großen Druckerpersönlichkeiten Deutschlands. Mit der Druckereiverlegung wurde zudem Grimma zu einem der bedeutendsten Druckorte im deutsch-sprachigen Raum. Mit Erfindungsreichtum über-brückte Göschen auch schwierige Zeiten, etwa, indem er das Grimmaische Wochenblatt für Stadt und Land als erste Zeitung für Grimma ab 1813 herausgab.
Mit dem Kauf des heutigen Göschenhauses als Sommersitz beginnt Göschen nach und nach seinen Lebensmittelpunkt von Leipzig nach Grimma zu verlegen. Einmalig in Sachsen ist der dazugehörige klassizistische Privatgarten, der von Göschen selbst als englischer Landschaftsgarten mit einem Freund-schaftspavillon angelegt wurde. Selbst der oft „mürrische“ Johann Gottfried Seume konnte hier einst vom Alltag loslassen und entspannen.
Friedrich Schiller, der wohl berühmteste Besucher im Göschenhaus, schrieb 1801 über seinen Aufenthalt bei Göschen: „Jener Tag gehört zu den fröhlichsten, die ich durchlebte.“ Ähnlich begeistert wie Schiller sind seitdem viele Gäste, wenn sie erstmals Deutschlands einziges Verlegermuseum 30 Kilometer südöstlich von Leipzig besuchen. Denn auch knapp 200 Jahre nach Göschen hat das Göschenhaus offene Türen und ist eine Begegnungsstätte für Jung und Alt, die Einblick in das Leben des selbstbewussten Bürger-tums um 1800 bietet. Göschen hätte dies sicherlich gefallen.