Gemeinsam mit dem benachbarten Kaisertrutz gehörte der Reichenbacher Turm zur Anlage des Reichenbacher Tores. Er ist einer von drei erhaltenen Tortürmen der spätmittelalterlichen Görlitzer Stadtbefestigung.In den Schriftquellen wird er erstmals 1376 erwähnt. Aus dieser Zeit stammt vermutlich der untere Teil des Turmes. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde er in seiner heutigen Form ausgebaut.
Bis ins frühe 20. Jahrhundert wohnte auf dem Turm eine Türmerfamilie, die die Glocke läutete und Brandwache hielt. Bei Sanierungsarbeiten 1936 wurden acht Stahlanker in den unteren Teil des Turms eingezogen und hinter zwölf farbigen Wappen verborgen, die der Görlitzer Maler Arno Henschel fertigte. Die oberen sechs zeigen die Länder, zu denen Görlitz in seiner Geschichte gehörte, die unteren sechs zeigen die Wappen des Oberlausitzer Sechsstädtebundes.
Seit 1953 ist der Reichenbacher Turm ein Ausstellungsgebäude der Görlitzer Sammlungen. In seinem Inneren gibt es eine Dauerausstellung zur Geschichte der spätmittelalterlichen Görlitzer Stadtbefestigung, zu den Görlitzer Stadtsoldaten sowie zum Türmerwesen. Der Aufstieg bis ins oberste Geschoss lohnt sich auch wegen des Rundblicks über die gesamte Stadt, der bei guter Sicht bis zum Riesengebirge reicht