Am Eingang der Museumsinsel in Heide ist das Brahms-Haus nicht zu übersehen. Rote Dachpfannen, weiße Mauersteine, norddeutsche Butzenscheiben und im Sommer blühende Rosenstöcke ergeben insgesamt ein unverwechselbares, einladendes Erscheinungsbild. Die Familie des Komponisten Johannes Brahms (1833 -1897) besaß das Haus von 1819 bis 1887. 1819 erwarb es Peter Brahms, der Bruder des Vaters. Vater Johann Jakob Brahms wurde 1809 in Heide geboren und bekam hier und im nahen Wesselburen seine musikalische Ausbildung als erster Musiker in der Familie Brahms. Der Großvater von Johannes Brahms bewohnte das Haus ebenfalls von 1825 bis zu seinem Tod 1839. 1841 gab Peter Brahms das Haus an seine Tochter weiter, die es bis 1887 bewohnte. Danach hatte es wechselnde Besitzer. 1987 gründete sich in Heide die Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein. Ihr Sitz wurde das „Stammhaus der Familie Brahms“ auf Lüttenheid 34 in Heide. Neben der Durchführung von Konzertveranstaltungen mit namhaften Interpreten, der jährlichen Verleihung des Brahms-Preises waren die Umgestaltung und museale Einrichtung des Brahmshauses die gesteckten Ziele. Schnell entwickelte sich das nördlichste Musikermuseum Deutschlands zu einem kulturellen Anziehungspunkt für viele Besucher aus dem In- und Ausland. Zahlreiche Fotodokumente, Faksimiles, Musikalien, Portraits und Büsten und die Kopie der Totenmaske von Johannes Brahms sind im Haus zu sehen. Brahms` Herkunft, seine Vorfahren, die Freundschaft zu dem aus Heide stammenden Dichter Klaus Groth werden beleuchtet und neben allen anderen Stationen seines Lebens besonders aufgegriffen. Johannes Brahms hat sich oft mit seiner Heimat und seiner Herkunft beschäftigt. So schreibt er am 1. Juli 1865 (er ist 32 Jahre alt) aus Baden-Baden an seinen Vater: "Liebster Vater, nun bin ich wirklich begierig, ob diese Zeilen Dich so ohne weiteres in Hamburg finden? Nach Heide nachlaufen müssen? Oder in Hamburg auf Dich warten? Passiert aber die Reise, die ich Dir so sehr wünsche, so strenge Dich an und schreibe einen langen Brief, wie Du denn Deine Verwandten und die ganze Heimat gefunden. Ich weiß mich auf Heide besser zu besinnen als auf mache Stadt, wo ich länger war. Aber es war auch meine erste kleine Reise." Man hat im Heider Brahmshaus den Eindruck, Johannes Brahms tritt jeden Moment ins Zimmer, um die Besucher freundlich zu begrüßen, denn im kleinen Konzertsaal ist auf einer wandhoch installierten hinterleuchteten Leinwand, das Wiener Wohnzimmer des Komponisten in der Carlsgasse naturgetreu zu sehen. In aufwendiger Digitaldrucktechnik wurde ein Aquarell kopiert, das der Maler Wilhelm Novak 1904 nach einer Originalfotografie gefertigt hatte. Glanzstück der musealen Sammlung ist ein Tafelklavier aus dem Jahr 1855. Dieses Klavier stand bei der Firma Rietmüller in Göttingen zu einer Zeit, in der Johannes Brahms und Clara Schumann dort oft zu Gast gewesen sind und wo es auch angefertigt worden ist. Natürlich haben auch neue Medien im Brahmshaus ihren Platz. Ein 45-minütiger Film von Manfred Spitz mit dem Titel: „Verliebt in Rügen“ wird von Museumsbesuchern gern angeschaut. Sie haben somit die Möglichkeit, eine fiktive Begegnung von Johannes Brahms mit der Schriftstellerin Elizabeth von Arnim auf Rügen zu erleben. Eine gute Regie komplettiert dieses Erlebnis durch Brahms` Musik und einzigartige Landschaftsaufnahmen.