Das Besucherbergwerk Fell mit InfoZentrum/Museum
Die Geschichte des Besucherbergwerkes Fell
Im Rahmen der Vorarbeiten zum Projekt Grubenwanderweg entstand die Idee, ein Besucherbergwerk einzurichten, um allen Besuchern Gelegenheit zu geben, auch das Innere der eindrucksvollen Stollenanlagen zu sehen, wo in großen "Bauen" (Abbaukammern) oftmals unter schwierigsten Bedingungen hochwertiger Dachschiefer gewonnen wurde. Zahlreiche Bergleute haben bei ihrer gefahrvollen Arbeit den Tod im Stollen gefunden.
Auf einer Gründungsversammlung am 20. September 1991 konstituierte sich in Fell der Förderverein Besucherbergwerk Fell e.V., der seitdem die Aufbaumaßnahmen für das Besucherbergwerk koordiniert. Seit 1994 baute die Gemeinde Fell u.a. mit öffentlicher Unterstützung (darunter auch Zuwendungen der Europäischen Union) zwei ehemalige Dachschiefergruben in Fell zu einem Besucherbergwerk aus.
Dabei wurden zwei besonders interessante Gruben, die Grube Barbara und die ca. 25 m höher liegende Grube "Hoffnung" mittels eines tonnlägigen (schrägen) Schachtes durchschlägig gemacht (miteinander verbunden. Der Stollenvortrieb wurde von der Sohle Barbara aus vorgetrieben und führt in die vierte Kammer der Grube Hoffnung. Am 01. Mai 1997 wurde das Besucherbergwerk eröffnet. Seitdem können die Besucher die ausgedehnten unterirdischen Stollen, Förderstrecken, die imposanten Abbaukammern, Rollschächte und die mächtigen Bergemauern besichtigen und sich ein Bild von der gefahrvollen und harten Arbeit der Leyenbrecher machen. Untertage aufgestellte Figuren demonstrieren wirklichkeitsnah den historischen Schieferabbau zwischen 1850 und 1968.
Geschichte der Grube Hoffnung - Eingang des Besucherbergwerkes
Die Geschichte der Grube Hoffnung lässt sich bis zur Jahrhundertwende zurückverfolgen. Sie wurde bis in die späten siebziger Jahre hinein betrieben.
In der Grube Hoffnung wurden insgesamt vier Lager angefahren. Insbesondere das zweite und dritte Lager erwiesen sich als ergiebig und wurden sehr fachmännisch mit mehreren Rollschächten ausgebeutet. Das Schienennetz in "Hoffnung" ist noch weitgehend intakt. Ein Schienenstrang (englische Schienen, 600 mm - Spur) führt aus dem Stollenmund über die Prasshalde noch bis zum Haldensturz.. Die Wasser der Grube Hoffnung werden über eine Wasserseige (Rinne in der Stollensohle) gelöst (gesammelt und abgeführt).
Hoffnung war die letzte Grube, die in Fell stillgelegt wurde. Der letzte Betreiber, Nikolaus Becker aus Fell (wegen seiner ehemaligen Tätigkeit als Sprengmeister "Opa Bumm" genannt), gewann in dem Familienbetrieb in der Schlußphase der Grube noch hochwertige Schieferplatten und Schiefer-Blendsteine.
Die Geschichte der Grube Barbara - Ausgang des Besucherbergwerkes
Die Grube Barbara, benannt nach der Schutzpatronin der Bergleute, unterfährt mit dem Haupstollen das Schieferlager der darüberliegenden Grube Hoffnung. Unter Wahrung der seigeren (senkrechten) Sicherheitsabstände wurde somit gezielt auf der gleichen Lagerstätte gebaut.
Die Hauptkammer wurde steil aufwärts bis auf 4,5 m an die Grube Hoffnung herangetrieben. Die hoch gelegenen Abbaubereiche konnten nur über nach oben führende Schiefertreppen erreicht werden. Die gewonnenen Schiefer wurden durch einen doppelten Abwurfschacht auf die Sohle gestürzt und dort in die Transportwagen verladen. Mit zunehmender Abbauhöhe traten Wetterprobleme auf und der Betreiber stellte wiederholt Anträge zum Durchschlag eines Wetterschachtes in die - zu diesem Zeitpunkt bereits stillgelegte - Grube Hoffnung, um eine Frischluftzirkulation zu erreichen. Dieser projektierte Wetterschacht kam jedoch nie zur Ausführung. In Barbara befindet sich die wohl höchste Abbaukammer im Nossertal, der sogenannte Dom.
Eröffnung des InfoZentrums/Museums am 15.03.2013
Am 15.03.2013 konnte das neue InformationsZentzrum/Museum - pünktlich zu Saisonbeginn 2013 - feierlich eröffnet werden. Die geladenen Gäste von Zuschussgebern, Politik, mitwirkenden Gestaltern, beteiligten Firmen sowie tatkräftig oder ideell unterstützenden Firmen und Personen zeigten sich sehr erfreut über die gelungene Umsetzung des neuen InfoZentrums/Museums.
Ortsbürgermeister Rony Sebastiani dankte allen Zuschussgebern, den politischen Entscheidungsträgern, dem Architekten und Museumsgestalter, Herrn Freihaut, dem wissenschaftlichen Leiter der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), Herrn Dr. Wuttke, Frau Kaiser für die künstlerische Gestaltung, den Vertretern der bauausführenden Firmen, den Mitarbeitern der Verwaltung, dem Gemeinderat, dem Ausschuss für Tourismus und Besucherbergwerk, den Gemeindearbeitern, dem Elektroteam dem Malerteam, dem Förderverein des Besucherbergwerkes und den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern ganz herzlich.
Am Anfang stand eine Idee:
Wie lässt sich das bestehende Museumsgebäude des Besucherbergwerks Fell an der Mosel (bei Trier) in ein Besucherzentrum umwandeln, das mit modernen Präsentationsformen über die Geschichte des ehemaligen Schieferbergwerks, die Arbeit unter Tage, die Verwendung des Schiefers und seine heutige Nutzung berichtet? Gleichzeitig sollte eine multifunktionale Nutzung des Raumes für ein Bistro und zusätzliche kulturelle Veranstaltungen geschaffen werden - und das alles verwirklicht mit einem kleinen Budget.
Die Ausführung:
Die Lösung hieß „Einhausung“, das heißt, über dem Ursprungsgebäude wurde ein zweites errichtet, im entstehenden Zwischenraum ließen sich alle übrigen Anforderungen verwirklichen – ein architektonisches Kleinod entstand.
Der neue Multifunktionsraum folgt in seiner Ausgestaltung dem vorgegebenen Thema „Schiefer“, gedämpfte Raumfarben erzeugen eine geheimnisvolle Atmosphäre, in der die einzelnen Highlights der graphisch ausgestalteten Ausstellung farbig und be- bzw. hinterleuchtet neugierig auf das „Dahintersteckende“ machen. So werden die Besucher nicht nur auf die Themen der Ausstellung eingestimmt, sondern können diese sich geborgen fühlende Grundstimmung auch bei ihrem Aufenthalt im Bistro genießen.
Die Themen der Ausstellung orientieren sich überwiegend an den Besonderheiten des Ortes Fell und des zugehörigen Bergwerkes. Die didaktische Aufbereitung zieht den Besucher in die Welt der alten Bergleute hinein. Nicht nur mit Fakten über die Geologie des Schiefers, die benutzten Werkzeuge und die Endverarbeitung, sondern zusammen mit nacherlebbaren Geschichten, Sinnsprüchen, Einzelschicksalen und Heiligenverehrung wird die Welt der Bergleute wieder lebendig – ein Erleben wird so möglich. Diese Geschichten erzählen zum Beispiel von der schweren Arbeit unter Tage, von Unglücken, Bergrutschen und der Bedeutung der Sage von der heiligen Barbara für die Bergleute. Selbst die „letzte Schicht“ im Leben stand noch unter dem Eindruck des ehemaligen Berufslebens:“ Wir fahren ja alle, gewürfelter Hauf, hinauf in ein großes, unsterbliches Licht, zur letzten und längsten und ewigen Schicht“.
In einem weiteren Teilt der Ausstellung werden die modernen Abbau- und Bearbeitungsmethoden dargestellt. Unter anderem, anhand einer großen Wand, auf der die Verkleidung mit den unterschiedlichen Deckungsarten Lust machen auf ein eigenes, mit Schiefer gedecktes Haus.
Immer wieder werden die Besucher eingeladen Türen und Klappen zu öffnen, Lichter zu setzen, etwas zu bewegen, um sich weitere interessante Themen zu erschließen. Über historische Aufnahmen vermittelt, erklären sich die Historie und Funktion der Auffinde- und Abbautechniken, der Werkzeuge und der Schieferverwendung selbst. Zum Teil sind sie auch in einem nachempfundenen Gang durch einen Bergwerkstollen nacherlebbar, alles unter dem Motto „Mit jeder Einfahrt riskierten die Bergleute ihr Leben“.
Zu den naturkundlichen Besonderheiten von Fell gehört, mit allein sechzehn Arten, die große Artenzahl von Fledermäusen, die zum größten Teil auch im ehemaligen Bergwerk überwintern. Über die gesamte Ausstellung verteilt finden sich immer wieder Orte, an denen Spannendes und ansonsten nirgendwo Präsentiertes über Fledermäuse berichtet wird. So wird das Geheimnis gelüftet, warum Fledermäuse monatelang kopfunter hängen können, ohne dass ihre Beinmuskeln ermüden – die Besucher werden mit einem Spielgerät ermuntert, dies doch einmal selbst zu versuchen – sie werden merken, dass sie dies nur wenige Minuten durchhalten.
Auch den spannenden Fragen „wie entwickelten die Vorfahren der Fledermäuse in der tiefen geologischen Vergangenheit ihr Flugvermögen und die Fähigkeit zur Echoortung“, bis hin zu den Fähigkeiten des „Fledermaus Mannes“ der richtungweisende Methoden für blinde Menschen entwickelte, sich im Raum zu orientieren, wird in der Ausstellung nachgegangen.
Zu guter Letzt wird das eigentliche wirtschaftliche Standbein des Ortes Fell präsentiert - der Weinbau. Wesentliche, ehemals revolutionäre Innovationen wie das Rigolen des Untergrundes, ermöglichten die Produktion hochwertiger Weine auch in einer Zeit, als noch keine käuflichen Düngemittel zur Verfügung standen. Auch hier gibt es wieder Erlebnisstationen für die Besucher: zum Beispiel eine schwere Kiepe die einen steilen „Weinbergshang“ hinaufgetragen werden kann, um es so erlebbar zu machen, was es bedeutet, in den Steillagen der Mosel und ihrer Nebentäler Weinberge zu pflegen und Trauben zu ernten.