Das Schloßbergmuseum der Kunstsammlungen Chemnitz zeigt vom 1. März bis 10. April 2015 unter dem Titel Mich schaudert dieses Krieges Arbeiten des Grafikers Georg Gelbke und der Künstlergruppe Chemnitz. Insgesamt werden 48 Grafiken ausgestellt, die aus der Mappe Bilder aus Deutschlands Sturmzeit stammen. Kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges nahm sich die 1907 gegründete Künstlergruppe Chemnitz – wie auch eine Vielzahl von Künstlerzusammenschlüssen in anderen Städten – mit der Herausgabe ihrer Kriegsflugblätter dem großen Thema der Zeit an. Von September 1914 bis Juni 1915 entstand der Zyklus Bilder aus Deutschlands Sturmzeit von zehn Blättern mit insgesamt 39 Einzelarbeiten. So verschieden die menschlichen und künstlerischen Charaktere der Gruppenmitglieder waren, so verschieden war auch der Grad von Durchdringung und Umsetzung der Kriegsthematik. Da stand der kraftvolle, eng an den Arbeiten einer Käthe Kollwitz orientierte Expressionismus Martha Schrags, der sich dem Eindringen des Krieges in den Alltag verschrieben hatte, neben blumenbekränztem Banalen und Patriotismus. Da bewegten sich Künstler noch zwischen Anklängen an die Bildersprache von Renaissance und Klassizismus, zitierten den Höllensturz der Verdammten oder die Heldenschar des Leonidas, und brachten schließlich dennoch erste Visionen vom allseitigen industrialisierten Morden in den Schützengräben der Schlachtfelder zu Papier. Die Höllenfurcht der Verdammten löste die schnittigen Schlachtschiffe Alfred Kunzes ab. Der Grafikzyklus illustrierte zunehmend eine Reise ins Herz der Finsternis, in der nur noch der Horror wartet. Der Grafiker Georg Gelbke ging diesen Weg am konsequentesten, obwohl er, gesundheitlich beeinträchtigt und nie selbst Soldat, das Grauen der Materialschlachten nicht unmittelbar erlebte: Sein „Sterben für das Vaterland“ im modernen Krieg hat nichts „Süßes“ und „Heldenhaftes“. Seine Grafiken zeigen den menschlichen Körper reduziert auf pure, zerfetzte und geschändete Materie. In seinem Zyklus Der Tod im Krieg verzweifelt selbst der Tod an den Leiden, die der moderne Krieg birgt – im Wasser, zu Lande, in der Luft, im Sumpf und im Gas … Georg Gelbke bediente sich, viele Jahre, bevor etwa Otto Dix seinen Ausdruck der Anklage fand, als einer der ersten Künstler seiner Zeit jener drastischen Ausdrucksmittel, die brutal und kompromisslos den Schrecken des Krieges thematisieren. Er bleibt darin bis heute zeitgemäß und aktuell in seiner beißenden Anklage gegen den Wahnsinn des Krieges – mag er in den Schützengräben Flanderns, in den Chemnitzer Bombennächten des Zweiten Weltkrieges oder den unzähligen Kriegsherden der Gegenwart toben. Mitglieder der Künstlergruppe Chemnitz Rose Friedrich (1877–1953) Georg Gelbke (1882–1947) Alfred Kunze (1886–1943) Gustav Schaffer (181–1937) Martha Schrag (1870–1957) Heinrich Brenner (1883–1960) Bernhard Paul Mehnert (1892–1964) Rudolf Pleissner (1889–1977) Bruno Ziegler (1879–1941)
01. Mar 2015 - 00:00
Schloßberg 12
Chemnitz
09113
Deutschland

Aktueller Termin von "Schloßbergmuseum Chemnitz"

Mich schaudert dieses Krieges <br> Grafische Arbeiten Georg Gelbkes und der Künstlergruppe Chemnitz

01. Mar 2015 - 00:00 – 12. Apr 2015 - 00:00
Schloßbergmuseum Chemnitz

Das Schloßbergmuseum der Kunstsammlungen Chemnitz zeigt vom 1. März bis 10. April 2015 unter dem Titel Mich schaudert dieses Krieges Arbeiten des Grafikers Georg Gelbke und der Künstlergruppe Chemnitz. Insgesamt werden 48 Grafiken ausgestellt, die aus der Mappe Bilder aus Deutschlands Sturmzeit stammen.

Kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges nahm sich die 1907 gegründete Künstlergruppe Chemnitz – wie auch eine Vielzahl von Künstlerzusammenschlüssen in anderen Städten – mit der Herausgabe ihrer Kriegsflugblätter dem großen Thema der Zeit an. Von September 1914 bis Juni 1915 entstand der Zyklus Bilder aus Deutschlands Sturmzeit von zehn Blättern mit insgesamt 39 Einzelarbeiten. So verschieden die menschlichen und künstlerischen Charaktere der Gruppenmitglieder waren, so verschieden war auch der Grad von Durchdringung und Umsetzung der Kriegsthematik. Da stand der kraftvolle, eng an den Arbeiten einer Käthe Kollwitz orientierte Expressionismus Martha Schrags, der sich dem Eindringen des Krieges in den Alltag verschrieben hatte, neben blumenbekränztem Banalen und Patriotismus. Da bewegten sich Künstler noch zwischen Anklängen an die Bildersprache von Renaissance und Klassizismus, zitierten den Höllensturz der Verdammten oder die Heldenschar des Leonidas, und brachten schließlich dennoch erste Visionen vom allseitigen industrialisierten Morden in den Schützengräben der Schlachtfelder zu Papier. Die Höllenfurcht der Verdammten löste die schnittigen Schlachtschiffe Alfred Kunzes ab. Der Grafikzyklus illustrierte zunehmend eine Reise ins Herz der Finsternis, in der nur noch der Horror wartet.

Der Grafiker Georg Gelbke ging diesen Weg am konsequentesten, obwohl er, gesundheitlich beeinträchtigt und nie selbst Soldat, das Grauen der Materialschlachten nicht unmittelbar erlebte: Sein „Sterben für das Vaterland“ im modernen Krieg hat nichts „Süßes“ und „Heldenhaftes“. Seine Grafiken zeigen den menschlichen Körper reduziert auf pure, zerfetzte und geschändete Materie. In seinem Zyklus Der Tod im Krieg verzweifelt selbst der Tod an den Leiden, die der moderne Krieg birgt – im Wasser, zu Lande, in der Luft, im Sumpf und im Gas …

Georg Gelbke bediente sich, viele Jahre, bevor etwa Otto Dix seinen Ausdruck der Anklage fand, als einer der ersten Künstler seiner Zeit jener drastischen Ausdrucksmittel, die brutal und kompromisslos den Schrecken des Krieges thematisieren. Er bleibt darin bis heute zeitgemäß und aktuell in seiner beißenden Anklage gegen den Wahnsinn des Krieges – mag er in den Schützengräben Flanderns, in den Chemnitzer Bombennächten des Zweiten Weltkrieges oder den unzähligen Kriegsherden der Gegenwart toben.

Mitglieder der Künstlergruppe Chemnitz

Rose Friedrich (1877–1953)
Georg Gelbke (1882–1947)
Alfred Kunze (1886–1943)
Gustav Schaffer (181–1937)
Martha Schrag (1870–1957)
Heinrich Brenner (1883–1960)
Bernhard Paul Mehnert (1892–1964)
Rudolf Pleissner (1889–1977)
Bruno Ziegler (1879–1941)

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