Station: [115] Wallstraße 52: Wohnhaus Ernst Friedrich Reuter
M (Zitat): „Du bist immer ein väterlicher Freund für mich gewesen und hast Dich noch letztlich als solcher bewiesen.“
F: So schrieb Fritz Reuter an seinen Lieblingsonkel Ernst Friedrich Reuter, der seinen Lebensabend in diesem Haus verbrachte. Zuvor war er Pfarrer in dem mecklenburgischen Dörfchen Jabel gewesen. Und hier hatte der junge Fritz Reuter auch in mehreren Lebenskrisen Unterschlupf gefunden: nach dem Studienabbruch 1841 und nach einem Rückfall in die Alkoholsucht im Jahr 1848.
M: Die freundliche Atmosphäre im Pfarrhaus von Jabel scheint den unsteten Fritz Reuter beruhigt und seine Phantasie angeregt zu haben. In seiner „Urgeschicht‘ von Mecklenburg“ behauptete er später steif und fest, Gott habe Adam und vor allem Eva an keinem anderen Ort als in Jabel erschaffen, denn hier, auf dem Priesteracker, gebe es den weltweit besten Ton, besser als jede Rippe, um einen Menschen zu formen. Nach der Vertreibung aus dem Paradies hätten Adam und Eva sich selbstverständlich ebenfalls in Jabel, am Ort ihrer Erschaffung, niedergelassen. Jabel war also – zumindest in Fritz Reuters Vorstellung – der Ursprungsort der Menschheit!
F: Das schmucke Fachwerkhaus hier in Stavenhagen ist allerdings deutlich jünger. Es wurde im Jahr 1840 von Fritz Reuters Vater, dem Bürgermeister Georg Johann Jakob erbaut, ging nach dessen Tod als Erbe an seine Tochter Sophie. Sophies Onkel, Pfarrer Ernst Friedrich Reuter aus Jabel, kaufte ihr das Haus ab und richtete hier mit seiner Frau und seinen unverheirateten Töchtern seinen Alterssitz ein.
M: Pfarrer Reuter starb am Heiligabend des Jahres 1852 in Stavenhagen.
Foto: © Fritz-Reuter-Literaturmuseum