Station: [2] Rathaus, Albert-Sammt-Str. 1
F: Das Rathaus von Niederstetten mit seinem stattlichen Naturstein-Erdgeschoss und seinem schönen Fachwerkaufbau sieht aus wie ein historisches Gebäude. Und dieser erste Eindruck stimmt durchaus – wenn Sie bereit sind, die Nachkriegszeit als historische Epoche zu akzeptieren. Denn das Rathaus wurde 1951 gebaut und im Jahr 1953 eingeweiht.
M: Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs ,im April 1945, war das historische Rathaus bei einem Bombenangriff der Amerikaner völlig zerstört worden. Das alte Rathaus war im Jahr 1528 errichtet worden und hatte in der Rathausgasse 2 gestanden, am heutigen Le Plessis-Bouchard-Platz. Wenn Sie sich über den ungewöhnlichen Namen wundern: Die französische Gemeinde Le Plessis-Bouchard ist unsere Partnerstadt.
F: Das neue Rathaus wurde ganz im Stil seines historischen Vorbilds errichtet. Seine Einweihung markierte das Ende des Wiederaufbaus des kriegszerstörten Niederstetten. Aus dem Gebäude spricht noch heute der Stolz der Bürgerinnen und Bürger über das Erreichte. Und sicherlich ist es auch ein Symbol des viel gerühmten „Wirtschaftswunders“.
M: Historisch und zeitgenössisch – diese Begriffe sind weder in Niederstetten noch am Rathaus ein Widerspruch. Im Oktober 2021 haben wir den Tachelespfad eingeweiht, der mit modernen, interaktiven Installationen an ein historisches Ereignis erinnert: Im März 1933 bot unser Pfarrer Hermann Umfrid den Nationalsozialisten Paroli. Mit weitreichenden Folgen. Sie werden ihn auf unserer Tour noch genauer kennenlernen.
F: Hier am Rathaus sehen Sie die Installation „Zivilcourage und Toleranz“.
M: Haben Sie schon einmal Zivilcourage gezeigt?
F: Sind Sie bereit, eigene Fehler zuzugeben?
M: Wann haben Sie sich das letzte Mal gegen Ungerechtigkeiten eingesetzt?
F: Stellen Sie sich vor den Spiegel und schauen Sie sich dabei fest in die Augen. Die Installation fordert sie auf, sich selbst zu hinterfragen.
M: Wenden Sie sich nun dem alten Rathausbrunnen zu. Dort möchten wir Ihnen eine Geschichte erzählen.
Fotos: © Trüpschuch