Station: [5] Textilien


Vor der modernen Welt-Warenwirtschaft waren die Menschen weitgehend auf heimische Nutzpflanzen angewiesen. So war Hanf mit seiner langen und reißfesten Faser während des Mittelalters Rohmaterial für viele Textilien. Quasi ihr ganzes Leben trugen die Menschen Hanf. Babys wurden in Hanftücher gewickelt, der Wams des Erwachsenen und selbst das letzte Hemd Verstorbener war aus Hanf.

Wie andere Fasern auch, wird Hanf versponnen, um Fäden und Garne daraus herzustellen. Dafür steht hier das Spinnrad, damit werden die losen Fasern zu einem festen Hanfgarn versponnen. Nutzt man das Garn nicht zum Nähen, dann spannt man es auf einen Webstuhl, um Tuche und Stoffbahnen daraus zu weben. Je nach Fadenstärke und Webqualität erhält man alles vom feinen Kleidungsstoff bis zum festen Segeltuch.

Die Hanffaser ist die am wenigsten dehnbare und reißfesteste Pflanzenfaser. Damit ist Hanf besonders für Seile geeignet und für Stoffe, die hohen Belastungen ausgesetzt sind. Obermaterial aus Hanffaser ist wenig anfällig, Jacken und Mäntel sind sehr haltbar. Außerdem ist die Hanffaser, gerade weil sie so fest ist, auch ein wenig spröde, einen Schlüpfer aus grobem Hanf würde man heute wahrscheinlich eher ungern tragen.

Den einst enormen Arbeitsaufwand hat die Industrialisierung sehr vereinfacht und auch neue Arbeitsschritte ermöglicht. So wird Hanf heute oft „Cottonisiert“, ein Knickverfahren, welches zwar die Reißfestigkeit ein wenig verringert, dafür aber die sonst eher spröde Faser kuschelweich macht.

So ist Hanf heute wieder eine echte Alternative zu Baumwolle. Und coole T-Shirts und fetzige Jeans zeigen, dass die Hanffaser ihr Image als Öko-Klamotte längst abgelegt hat.

Alle Abbildungen: © Hanf Museum