Station: [012] Von der Glocke


Wohltätig ist des Feuers Macht,

Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,

Und was er bildet, was er schafft,

Das dankt er dieser Himmelskraft;

Doch furchtbar wird die Himmelskraft

Wenn sie der Fessel sich entrafft,

Einhertritt auf der eigenen Spur

Die freie Tochter der Natur.

Wehe, wenn sie losgelassen,

Wachsend ohne Widerstand

Durch die volkbelebten Gassen

Wälzt den ungeheuren Brand!

Denn die Elemente hassen

Das Gebild der Menschenhand.

Aus der Wolke

Quillt der Segen,

Strömt der Regen;

Aus der Wolke, ohne Wahl,

Zuckt der Strahl!

Hört ihr´s wimmern hoch vom Turm!

Das ist Sturm!

Rot wie Blut

Ist der Himmel,

Das ist nicht des Tages Glut!

Welch Getümmel

Straßen auf!

Dampf wallt auf!

Flackernd steigt die Feuersäule,

Durch der Straße lange Zeile

Wächst es fort mit Windeseile,

kochend wie aus Ofens Rachen

Glühn die Lüfte, Balken krachen,

Pfosten stürzen, Fenster klirren,

Kinder jammern, Mütter irren,

Tiere wimmern

Unter Trümmern,

Alles rennet, rettet, flüchtet,

Taghell ist die Nacht gelichtet;

Durch der Hände lange Kette

Um die Wette

Fliegt der Eimer, hoch im Bogen

Sprützen Quellen, Wasserwogen.

Heulend kommt der Sturm  geflogen,

Der die Flamme brausend sucht.

Prasselnd in die dürre Frucht                                         

Fällt sie, in des Speichers Räume,

in der Sparren dürre Bäume,

Und als wollte sie im ehen

Mit sich fort der Erde Wucht

Reißen in gewalt´ger Flucht,

Wächst sie in des Himmels Höhen

Riesengroß!

Hoffnungslos

Weicht der Mensch der Götterstärke,

Müßig sieht er seine Werke

Und bewundernd untergehen.