Station: [902] Opferfeiern und Feste am Tempel


„Der Tempel war also ein ganz wichtiger Ort für die Juden damals. Was fand denn normalerweise im Tempel statt?“ „Der Tempel war sogar der wichtigste Ort auf Erden für die Juden. Im Tempel wurden jeden Tag Opfergaben für den Gott Israels dargebracht.“ „Opfergaben? Was denn für Opfergaben?“ „Es gab sogar zwei Arten von Opfern: das Rauchopfer und das Brandopfer. Für das Brandopfer wurden Tiere geschlachtet und sie wurden entweder ganz oder teilweise auf dem Brandopferaltar, der vor dem Tempel steht, verbrannt. Den Altar kann man an dem Modell ganz gut sehen: er ist das erhöhte Quadrat vor dem Tempelgebäude.“ „Wenn die Tiere verbrannt wurden, dann qualmt das doch ziemlich! Was ist denn dann das Rauchopfer?“ „Das Rauchopfer wurde im inneren Bereich des Tempelgebäudes auf einem ganz speziellen Altar dargebracht. Dort wurden kostbare Duftstoffe verbrannt, sowas wie Weihrauch oder Myrrhe oder auch Zimt. Aber der Gott Israels bekam auch Brot und Wein, und auch Brot und Wein wurden hier auf dem Rauchopferaltar verbrannt.“ „Also Tiere, Duftstoffe, Brot und Wein wurden verbrannt. Aber was hat das denn für einen Sinn als Opfer?“ „Man muss sich vorstellen, dass ein Opfer immer den Sinn hat, jemand anderen zu stärken, und zwar in dem Fall Gott. Die Menschen haben sich vorgestellt, dass der Rauch des Opfers zu Gott in den Himmel aufsteigt und ihn so stärkt.“ „Wer hat denn die vielen Opfergaben bezahlt? Und wo kamen die her?“ „Naja, zunächst gab es die täglichen öffentlichen Opfer. Für die musste der Tmpel natürlich selber aufkommen. Dazu hatte er einen großen Tempelschatz an den alle männlichen Juden Steuern zahlen mussten, egal wo sie gelebt haben. Aber an den großen Tempelfesten haben auch die ganzen Pilger Opfergaben zu den Priestern gebracht.“ „Pilger, o. k., wo kamen die Pilger denn her?“ Diese jüdischen Pilger kamen aus der ganzen damals bekannten Welt. Alle erwachsenen männlichen Juden hat nämlich die Pflicht dreimal im Jahr zum Tempel nach Jerusalem zu pilgern und dort vor Gott zu erscheinen.“ „Dreimal im Jahr! Das ist ja ganz schön häufig. Vor allem wenn man eine weite Anreise hat. Durften die sich denn die Termine wenigstens aussuchen?“ „Die Anreise wirklich ein Problem. Nein, leider konnte man sich die Termine nicht aussuchen. Die standen fest. Das war vor allem im Frühjahr das Pessach-Fest und im Frühsommer Shavuot. Im Herbst war das dritte Fest das Laubhüttenfest Sukkot. Natürlich war das eine Pflicht, die viele nicht erfüllen konnten, weil die Wege eben zu weit waren. An dem Tempel und seiner Praxis gab es auch innerhalb des Judentums relativ große Kritik.“