Station: [3] Saal 1 – Landschaftsmalerei


Die Natur ist das schönste Gemälde, deshalb müssen wir so viele Studien nach ihr machen. In der Natur kann man sich nicht täuschen: Alles in ihr ist wahr! Und die Wahrheit muss stets dem Künstler eine heilige Pflicht sein.“

F:

Mit diesen emphatischen Worten umriss B. C. Koekkoek sein Kunstverständnis. Und wenn Sie sich hier im Raum umsehen, können Sie seine Naturbegeisterung förmlich nachfühlen.

Nach eigener Aussage war er auf der Suche nach der einfachen, wahren und poetischen Natur und setzte sich damit von dem idealisierten Naturverständnis der deutschen Romantik ab. Seine Lehrmeister waren unbestritten die niederländischen Künstler des 17. Jahrhunderts – des sogenannten Goldenen Zeitalters der Malerei. Von ihnen übernahm er auch die subtile Lichtführung, die den Blick des Betrachters durch die Landschaft hindurchlenkt.

M:

Nehmen Sie beispielsweise die beiden Werke in der Ecke rechts in den Blick. Sie zeigen die für Koekkoek typischen Wald- und Baumlandschaften: Hier ist es eine majestätische Buche, die nachweislich in der Umgebung von Schloss Moyland stand, nur wenige Kilometer östlich von Kleve.

Die Ölskizze – links – bildet den Baum mit seiner charakteristischen Bruchstelle so naturgetreu wie nur möglich ab. Das fertige Ölbild – rechts – ist zu einer vollständigen landschaftlichen Komposition herangewachsen, in der das eigentliche Motiv, das Schloss, lediglich den Hintergrund bildet.

F:

Ein abgebrochener Ast als Vergänglichkeitssymbol, ein Sturm, der Bäume und Menschen durchrüttelt, ein verfallenes Gehöft – Koekkoeks Gemälde sind keine beliebigen Momentaufnahmen irgendeiner Landschaft. Sie erzählen Geschichten oder verweisen auf höhere Zusammenhänge… und sind mit diesem erweiterten Naturverständnis durchaus romantisch.

Dass es B.C. Koekkoek jedoch nicht um topographische Genauigkeit ging, dass er trotz allen Realitätssinns einen freien Umgang mit seinen Motiven pflegte – das zeigt Ihnen unsere nächste Station.

Doch bevor Sie diesen Raum verlassen, schauen Sie sich noch einmal seine Ausstattung, vor allem seine prachtvollen Deckenornamente, an: Das Gold des Stucks nimmt das durch die großen Fenster hereinströmende Licht auf. Wenn man als Käufer die Gemälde des Meisters in solch einer Atmosphäre erlebte – wer konnte da noch widerstehen?

M:

Gehen Sie nun zu unserer Station im nächsten Raum: Es ist das Gemälde, auf das Sie gerade zugehen, rechts neben der Türflucht.

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Zitat Koekkoek: Herinneringen en Mededelingen van eenen landschapsschilder, Amsterdam, 1841, S. 231.

NL: „De natuur is de volmaakste schilderij, daarom moeten wij zoo veel studiën naar haar maken als mogelijk is … In de natuur kunnen wij niet dwalen: alles in haar is waar! En de waarheid moet steeds den kunstenaar een heilige pligt zijn.“