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Wallfahrtsmuseum Neukirchen b. Hl. Blut

Ganz schön was los im Wallfahrtsmuseum Neukirchen b. Hl. Blut. Kinder mit Piratenkopftuch und Rätselbogen schwirren durch die Gänge auf der Suche nach dem legendären Schatz. Bei der Führung wundert sich die mittelalterliche Pilgerin über die moderne Kleidung und neuzeitliche Utensilien ihrer aufmerksamen Zuhörer. Museumsbesucher staunen über die zahlreichen wertvollen Exponate und deren interessante Präsentation mit nachgestellten Szenen, einem richtigen Wallfahrtsweg, Film und Ton, andere fragen nach der neuen Sonderausstellung oder der nächsten Veranstaltung der Reihe „Kultur im Schloss“. Das sehenswerte Spezialmuseum wurde bereits mehrfach mit Kulturpreisen ausgezeichnet. Seit 1992 beherbergt es im ehemaligen Pflegschloss am Marktplatz die reichen Schätze aus dem Archiv der Wallfahrtskirche. In den zwei Jahrzehnten seit Bestehen präsentierte das Wallfahrtsmuseum Neukirchen b. Hl. Blut über 60 zusätzliche Ausstellungen.

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Erste Wallfahrt aus Böhmen nach dem Zweiten Weltkrieg

Die erste Wallfahrt der Böhmen nach Neukirchen b. Hl. Blut nach dem Zweiten Weltkrieg

Am 9. Mai 1990 kam erstmals nach über 45 Jahren wieder eine geschlossene Wallfahrergruppe aus Böhmen nach Neukirchen beim Heiligen Blut.
Über 700 Pilger, zum Teil in den malerischen Trachten des Chodenlandes, waren angereist, um dieses historische Ereignis mitzuerleben.
Die böhmischen Gäste wurden am Marktplatz durch Landrat Ernst Girmindl und Bürgermeister Egid Hofmann begrüßt.
Pilgerführer Pfarrer Vladislav Sysel gestaltete seine beeindruckenden Begrüßungsworte als fiktives Zwiegespräch mit dem Gnadenbild. Alle Beteiligten waren den Tränen nahe, als er ausführte:

„Es wäre wie eine Antwort auf das lange Warten und Fragen Unserer Lieben Frau aus Neukirchen: ‚Wo sind denn meine lieben Kinder aus Böhmen so lange geblieben? Sie kamen lange Jahrhunderte hierher zu mir mit ihren Freuden und Kummern … Wo sind meine Söhne und Töchter so lange geblieben? …  Liebe Frau von Neukirchen, heute können wir Deinem langen Warten mit Freude antworten: ‚Wir sind schon da, wir sind schon da!‘“

Der anschließende Kirchenzug wurde von einer Trachtengruppe aus Mrakov angeführt. Weihbischof Vinzenz Guggenberger, Bischöflich Geistlicher Rat Ulrich Murr und Pater Michael als Guardian des Franziskanerklosters empfingen die Wallfahrer am Kirchenzugang.
Höhepunkt war der festliche, dreisprachige Gottesdienst – lateinisch, tschechisch, deutsch.
Nach dem Gottesdienst waren die böhmischen Pilger zu einem Essen und einer Sesselbahnfahrt auf den Hohenbogen eingeladen.

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Die "Schulmeistertafel"

Besonders bemerkenswert ist das Votivbild mit den zehn vornehmen Herren in Gebetshaltung, die sogenannte „Schulmeistertafel“. Das Bild wurde 1846 mit Öl auf Blech gemalt und aus Dankbarkeit dem Neukirchener Gnadenbild gewidmet. Oben rechts ist die Szene aus der Wallfahrtslegende dargestellt, bei der ein Hussit mit dem Schwert dem Gnadenbild eine blutende Kopfwunde zufügt. Links daneben ist der Hl. Antonius mit dem Jesuskind dargestellt.
Darunter sind die zehn Herren zu sehen. Schilder geben den jeweiligen Namen und Beruf an. Ganz unten die Inschrift:
„Alle diese waren Schul- und Jugendfreunde, von Neukirchen beym hl. Blut u[nd] erhielten ihre ersten Schulbildung von einem damaligen Schulmeister, der sich mit Famielie vorzüglich mit Holzschuhmachen ernähren muste. EXVOTO. 1846.“
Heimatforscher Ludwig Baumann hat sich auf die Spuren der zehn Herren begeben und ist ihren Biografien nachgegangen. Die Ergebnisse hat Ludwig Baumann in einem Artikel für das Jahrbuch „Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham“ 2005 zusammengefasst.
Als Lehrer bzw. Schulmeister, der den Herren Lesen, Schreiben und Rechnen beibrachte, konnte er Andreas Veigl identifizieren. Insgesamt sei der Unterrichtserfolg nicht sonderlich groß gewesen sein. Die zehn „Schul- und Jugendfreunde“, alle geboren zwischen 1779 und 1790, dürften ihre Ausbildung wohl im Franziskanerkloster Neukirchen b. Hl. Blut erhalten haben, wo es eine Vorbereitungsschule für das Gymnasium gab.
Ganz links ist Martin Kurz dargestellt, auf dem Namensschild fälschlich als „Josef“ bezeichnet. Er wurde im Gemeindeteil Kolmstein geboren und hatte fünf Söhne und zwei Töchter, 1851 wurde ihm der Titel „Generalauditor“ verliehen. Sechs Jahre später verstarb Martin Kurz.
Joseph Stoiber wuchs im Ortsteil Kager auf. Er war Regimentsauditor. 1808 verliert sich seine Spur.
Georg Traurig war ebenfalls Regimentsauditor. Er kam in Warzenried zur Welt. Ab dem 50sten Lebensjahr war Traurig halbseitig gelähmt und fremder Hilfe bedürftig. Er wurde er in Pension geschickt und verstarb zwei Jahre später.
Auch Johann Nepomuk Obermayr war Regimentsauditor. Er wurde im Ortsteil Tradt geboren. Im Alter von 40 Jahren musste Obermayr wegen seiner „Brustbeschwerden“ pensioniert werden. Er verstarb im Alter von 72 Jahren.
Der gebürtige Neukirchener Franz Reindl war als Regimentsarzt tätig. Im Alter von 29 Jahren beendete eine tragische Krankheit die hoffnungsvolle Karriere. Im ärztlichen Attest ist die Rede von „Geisteszerrüttung“ mit darauffolgender „Blödsinnigkeit und allgemeiner Schwäche des Körpers“. Reindl verstarb mit 58 Jahren.
Wolfgang Weber wurde 1783 geboren. Er wurde Unterleutnant und verstarb im April 1814 an den Folgen der erhaltenen Wunde in Chaumont.
Über Wolfgang Baumann ist bekannt, dass er im Golhansenhof in Warzenried geboren wurde und als Inspektor beim Bergamt tätig war.
Alois Bachmayr, geboren im Ortsteil Walching, wurde Pfarrer. Er übernahm 1826 die Pfarrei Frieding in der Diözese Augsburg. Bachmayr verstarb zwei Jahre danach im Alter von 49 Jahren.
Anton Siebzehnriebl wurde 1783 in Neukirchen b. Hl. Blut geboren und wurde Mönch und Professor.
Auf dem Votivbild ganz rechts ist Franz Gruber dargestellt. Er war ebenfalls Pfarrer. 1840 bekam er die Pfarrei Haunersdorf bei Landau. Gruber verstarb 1859 im Alter von 77 Jahren.
Die Schulmeistertafel: ein Exponat, das viel zu erzählen hat.