Station: [7] Osterrieder Krippe


F: Voller Liebe schaut Maria auf ihren Sohn, Anmutig hält sie die Hand vor ihre Brust, ihre Füße stecken in goldenen Sandalen. Auch Josef schaut auf das Kind, nachdenklich hält er die Hand an die Stirn. Ein Hirte kniet darnieder und bringt einen Korb mit Früchten. Diese ausdrucksstarken Figuren verraten die Handschrift des Bildhauers Sebastian Osterrieder, der von 1864 bis 1932 lebte.

M: Der Name Sebastian Osterrieder ist aus der Jahrhunderte alten Geschichte der Weihnachtskrippen nicht wegzudenken. Der Münchner Bildhauer gilt als Erneuerer der künstlerischen Weihnachtskrippe.

F: Denn zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Krippe in Mitteleuropa aus den Kirchen und Klöstern verbannt. Sie zog in die privaten Haushalte ein, verlor teils ihren künstlerischen Charakter und wurde volkstümlicher – bis Osterrieder kam. Der Bildhauer unternahm mit Unterstützung des bayerischen Staates eine dreimonatige Kunstreise ins Heilige Land. Dort angefertigte Skizzen dienten ihm als Vorbild für Architektur und Figuren. Der Münchner Bankier Max Schmederer, einer der bedeutendsten Sammler historischer Krippen, beschäftigte Osterrieder beim Aufbau seiner Krippensammlung im Bayerischen Nationalmuseum. Hier kam Osterrieder auch mit italienischen Krippenfiguren in Kontakt.

M: Den Figuren unserer Osterrieder Krippe sieht man ihren italienischen Einfluss an.

F: Maria, Josef, das Jesuskind, die Hirten – die Originalfiguren sind geschnitzt. Von ihnen stellte er Gussvorlagen her. So konnten die Figuren mittels einer von ihm entwickelten Gießtechnik beliebig reproduziert werden. So sind auch die Figuren unserer Osterrieder-Krippe aus Hartguss hergestellt. Die Augen sind aus Glas, was zeigt, dass die Figuren von erste Qualität sind.

M: Durch die Gießtechnik sind seine Figuren unbeweglich. Maria kann nur von links auf das Jesuskind blicken, der Hirte nur vor dem Jesuskind knien. So drückte Osterrieder seinen Krippen einen unveränderlichen Stempel auf. Seine Krippenfiguren werden heute zwischen 1000 und 2000 Euro gehandelt.

Fotos: © Krippenmuseum und © Trüpschuch