Station: [9] Badekarren, frühe Badekultur


Badende: Huch, Hilfe! Habe ich etwa heimliche Beobachter? Neugierige Kinderaugen, die mir beim Baden zusehen wollen?
Das wird dir aber nicht gelingen, so sehr du dich auch bemühst. Ich bin nämlich hier drinnen, in dem weißen Karren mit den vier Rädern. Eine ganz großartige Erfindung, die es jetzt in diesen neumodischen Seebädern gibt: (bedeutungsvoll) Badekarren!
Was? Du weißt nicht, was ein Badekarren ist? Ich erklär’s dir, das ist ganz einfach: Man steigt ein, in den Badekarren. Dann lässt man sich von dem wackeren Reiter und seinem Pferd ins Wasser ziehen. Dort kann man sich in aller Ruhe entkleiden… zuerst das Verdeck aus Stoff herunterklappen… dann die Holzleiter herunterlassen und dann splitterfasernackt ins Wasser abtauchen. Ganz schön aufregend!
Einfach so, mir nichts dir nichts, in die Nordsee abtauchen… vier- oder fünfmal bis zu den Schultern unterzutauchen.
Was für ein Abenteuer!...
Was sagst du? „Schwimmen“? „Ins Meer hinausschwimmen?“ Natürlich nicht! Bin ich denn ein Fisch?! Ich schwimme doch nicht! Ich genieße die erfrischende Wirkung des Meereswassers und das ist das Allerhöchste der Gefühle.
Nicht übertreiben! Hat mir mein Badearzt empfohlen. (belehrend) Denn ein Bad im Meer ist durchaus nicht an jedem Tag angezeigt. Wenn man sich komisch fühlt… oder wenn man am Abend zuvor ein bisschen gefeiert hat… dann sollte man davon Abstand nehmen… sagt mein Arzt. Und ich habe keinen Grund, ihm nicht zu glauben!
Jedenfalls… wenn man genug gebadet hat, steigt man die Leiter wieder hinauf… gut geschützt vor allen Blicken… trocknet sich ab… zieht sich an… und hisst schließlich die rote Fahne. Und schon kommen Pferd und Reiter zurück und ziehen meinen Badekarren und mich wieder zurück ans rettende Ufer. Hach, was für ein Abenteuer!

Fotos: © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum