Station: [3] Bronzezeit
F: So wie auf dieser Zeichnung – mit Gängen und einer Grabkammer – so sah ein Grab aus früheren Zeiten aus. Aber mit diesem Hügelgrab, dem so genannten „Hundebrotberg“ hatte es eine ganz besondere Bewandtnis…
M2: Ja, Odin, schon gut, Odin! Du kriegst ja dein Leckerli! Musst dich nicht so aufregen!
Immer, wenn wir in die Nähe dieses Hügels kommen, dann ist mein Odin außer Rand und Band! Denn er weiß genau, dass er jeden Tag genau hier sein Leckerli bekommt. Das geht schon seit Jahren so, eine ganz seltsame Geschichte. Aber wenn du magst, erzähle ich sie dir:
Also, die Alten sagen ja, dass in den Hügelgräbern kleine, gar nicht so nette Kobolde wohnen, die Otterbaankin. Sie sind sehr stark, haben einen großen Kopf, lange, dünne Arme und Beine, eine kurze, rote Jacke, eine grüne Hose und ein Zipfelmützchen. Sie spielen den Menschen allerlei Streiche und sind meist nicht gut auf sie zu sprechen. Aber hier, an diesem Hügel, ist es etwas Anderes. Eigentlich habe ich ja immer einen großen Bogen um den Hügel gemacht, um die Otterbaankin nicht zu stören, das haben sie nämlich gar nicht gern. Aber eines Tages, vor vielen Jahren schon, habe ich ein kleines Werkzeug direkt hier am Hügel gefunden. Das war kaputt. Und da die Otterbaankin besonders gute Handwerker sind, habe ich mir gedacht: Der kleine Besitzer dieses Werkzeugs braucht es bestimmt und würde es gerne reparieren. Also habe ich ihm ein paar Nägel und ein bisschen Blech hingelegt, damit er sein Werkzeug wieder ganzmachen kann.
Als ich ein paar Stunden später wieder an der Stelle vorbeikam, waren das Werkzeug, die Nägel und das Blech verschwunden. Und an deren Stelle lag nun ein kleines Brot. War das ein Geschenk für mich? Ich war mir nicht sicher. Denn ich weiß ja auch, wie gemein die Otterbaankin manchmal mit den Menschen sein können. Also habe ich das Brot meinem Odin gegeben. Und dem hat es ganz vortrefflich geschmeckt und er ist seitdem auch nie mehr krank gewesen.
Und seit diesem Tag liegt jedes Mal, wenn wir an dem Hügelgrab vorbeikommen, dort ein kleines Brot und mein Odin ist schon ganz verrückt danach! Und meine Nachbarn, die lachen und nennen den Hügel seitdem den „Hundebrotberg“, den „Hünjbruatsbarig“.
Fotos: © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum