Station: [18] Auswandererschicksale
M: Und so, wie der Mutter mit ihren vier Kindern – so erging es vielen Föhrer Familien. Sie wanderten aus, nach Amerika, und hofften, dort viel Geld zu verdienen und ein gutes Leben führen zu können.
F: Vielen gelang das auch. Zuerst – vor ungefähr 170 Jahren – zogen die ersten Auswanderer nach Kalifornien. Hier hofften sie, Gold zu finden und reich zu werden. Doch irgendwann war alles Gold geschürft. Und die Leute, die dann auswandern wollten, gingen lieber in die große Stadt New York und arbeiteten dort in Lebensmittelgeschäften, den so genannten „Delis“.
M: Das kommt von „Delikatessen“, und solche besonders leckeren Sachen verkauften die Föhrer Auswanderer dann auch in New York: deutschen Kartoffelsalat, frische Sandwiches und viele andere leckere Dinge. Zwölf bis 16 Stunden mussten sie täglich arbeiten. Aber nach ein paar Jahren hatte sich die Schufterei meistens gelohnt und sie konnten sich ihren eigenen „Deli“ kaufen, so wie auf dem Foto.
F: Die Föhrer Auswanderer hielten alle zusammen und passten auf, dass es auch allen gut ging, so weit weg von zu Hause. Sie gründeten eigene Vereine und trafen sich regelmäßig, um miteinander Friesisch zu sprechen oder gemeinsam Feste zu feiern.
Und wenn sie mehrere Jahre ganz hart gearbeitet und viel Geld gespart hatten, dann gingen auch viele von ihnen wieder zurück nach Föhr. Sie kauften sich hier ein kleines Häuschen oder einen Bauernhof und konnten mit dem leben, was sie in Amerika verdient hatten.
M: Und vielleicht wunderten sie sich manchmal über ihr verrücktes Leben: Von der kleinen, verschlafenen Insel waren sie nach New York, in die größte Stadt der Welt gekommen, hatten Englisch gelernt und hart gearbeitet… um schließlich wieder auf ihre kleine Insel Föhr zurückzukehren.
F: Was meinst du? Haben sich die Rückkehrer auf Föhr eher gelangweilt oder haben sie das ruhige Leben auf der Insel genossen?
M: Ich glaube sie haben sich unheimlich gefreut, ihre Verwandten und viele alte Freunde auf Föhr wiederzusehen und waren glücklich, wieder in ihrer Heimat zu sein. Aber manche haben vielleicht das aufregende Stadtleben in New York doch ein wenig vermisst.
„größte Stadt der Welt“: Ende der 1920er Jahre:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1133574/umfrage/einwohnerzahl-der-zehn-groessten-staedte-weltweit/
Fotos: © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum