Station: [13] 2 Gemälde aus dem Nachlass
Andreasen: Guten Tag, liebes Kind. Ich habe gehört, du interessierst dich für die Seefahrt und für die Menschen, die auf den großen Segelschiffen unterwegs waren? Hier siehst du beides: mich selbst, Josias Andreasen, und rechts und links von mir: zwei der Schiffe, auf denen ich Kapitän war.
Wenn man so lange zur See gefahren ist wie ich, dann ist einem sein Schiff ans Herz gewachsen, das kann ich dir versichern. Zur zweiten Heimat geworden sozusagen. So ist es doch nur zu verständlich, dass man nach Ende der Dienstzeit sein treues Schiff bei sich haben und mit nach Hause nehmen will. Das geht natürlich nicht, denn so ein Schiff ist ja viel zu groß. Aber als Bild – als Bild kann man es mitnehmen. Das habe ich so gemacht und das haben auch viele meiner Kollegen so gemacht. Denn irgendwie sind wir auch ein bisschen stolz auf unsere schönen Schiffe.
Die schmucke Dreimastbark „Seames Bride“ die du links von mir siehst und die Brigg „Railway“ sind wahrlich prächtige Segelschiffe.
Sie tragen die Elefantenflagge, das Zeichen der Reeder von Bangkok, und ich befehligte sie zwischen 1866 und 1878. Die Ölgemälde ließ ich mir in Hongkong und Bangkok fertigen und brachte sie mit nach Hause.
Selbstverständlich hatte ich nicht nur die Gemälde meiner Schiffe, sondern auch allerlei nützlichen und hübschen Zierrat im Gepäck: Teller und Schüsseln, Teekannen, Kerzenhalter und Tabakdosen… alles Erinnerungsstücke an meine Zeit in fernen Ländern.
Doch auch der beste Kapitän wird irgendwann müde. Nach vielen Jahren der Seefahrt setzte ich mich zur Ruhe, gründete eine Familie und verbrachte meinen Lebensabend hier in Wyk auf Föhr. Nun ja… so richtig ruhig wurde es auch nicht, denn meine Frau und ich haben drei Kinder bekommen. Du kannst dir vorstellen, dass die mir Löcher in den Bauch gefragt haben und ich oft und lange erzählen musste – die Geschichten von meinen Abenteuern in fernen Ländern!
Fotos: © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum