Station: [358] Salman Schocken als Verleger
Als Leiter des jüdischen Kulturausschusses setzte sich Schocken seit 1916 für die Förderung jüdischer Wissenschaften und die Schaffung jüdischen Schrifttums ein. 1931 gründete er einen eigenen Verlag in Berlin, den Schocken-Verlag mit jüdischem Verlagsprogramm. Dessen Aufgabe war es, die deutschen Juden in den Zeiten der Assimilation wieder mit ihrer jüdischen Herkunft und Religion vertraut zu machen. Altes jüdisches Schrifttum ließ Schocken dem Zeitgeist entsprechend neu redigieren und ausstatten.
In Schockens Verlagsgründung zeigte sich nicht nur seine Liebe zur Literatur und vor allem zu den jüdischen und hebräischen Schriften. Er wollte beispielsweise auch die Veröffentlichung der Manuskripte junger jüdischer Autoren wie Samuel Joseph Agnon fördern. Agnon wurde Schockens Schützling. So publizierte Schocken ab 1931 nicht nur Agnons Werke, sondern unterstützte diesen auch zeitlebens finanziell und mit Sachleistungen. Agnon erhielt 1966 den Literaturnobelpreis. Seinen Förderer erwähnte er in seiner Dankesrede aber an keiner Stelle.
Schocken wollte auch das Projekt der Bibelübersetzung von Martin Buber fortsetzen, das im Lambert-Schneider-Verlag kurz vor dem Aus stand. Buber genoss neben Agnon eine vertragliche Vorzugsstellung im Verlag, was sicher mit Schockens großer Bewunderung von Martin Buber zu erklären ist. Auch Franz Rosenzweig wurde bei Schocken verlegt.
Als die nationalsozialistische Judenverfolgung einsetzte, wurde der Schocken-Verlag für die deutschen Juden zu einer wichtigen geistigen Zufluchtsstätte. Hier fanden jüdische Autoren eine Öffentlichkeit, die es anderswo nicht mehr gab, und ihre jüdischen Leser eine neue ideelle Heimat. Ende 1938 wurde der Schocken-Verlag verboten. Um die selbst produzierten Bücher vor der Vernichtung zu retten, ließ Schocken sie von Jerusalem aus über Mittelsmänner in Deutschland aufkaufen.
Salman Schocken übernahm 1939 einen Verlag in Tel Aviv. Zudem erwarb er die Tageszeitung „Haaretz“, die heute von seinem Enkel Amos geleitet wird. Später, in den USA, gründete Schocken nochmals einen Verlag. Beide Verlage, „Hoza‘at Schocken“ in Tel Aviv und „Schocken Books“ in New York, bestehen bis heute fort.