Station: [356] Faszination Buch
Was faszinierte Salman Schocken an Büchern? Neben dem Inhalt eines Buches ging es ihm auch immer um das äußere Erscheinungsbild: die Art des Druckes und des Papiers, den Einband und das Format. Schocken sah darin ein Zeugnis der Zeit, in der die Bücher gedruckt wurden.
Fünf Jahrzehnte lang baute er eine Judaica- und Hebraica-Sammlung auf, die den Schwerpunkt seiner Sammlung bildete. Vor allem ursprüngliche und seltene Bücher wollte Schocken besitzen: Erstdrucke, früheste Drucke und Handschriften – und diese in bester technischer und künstlerischer Qualität. So gehörten unter anderen 100 Inkunabeln und frühe Buch- und Wiegendrucke aus der Zeit vor 1500 sowie die wichtigsten Handschriften des Judentums zu seiner Sammlung.
Das 1.042 Pergamentseiten starke Nürnberger Machsor, das wertvollste Stück seiner Sammlung, erwarb Schocken schrittweise bis 1951. Die Schrift gehört in seinen Sammlungsbereich illuminierter hebräischer Gebets- und Bibelhandschriften des Mittelalters.
Das Nürnberger Machsor ist das wichtigste Gebetsbuch für den jüdischen Glauben. Die Handschrift wurde seit der Vertreibung der Juden aus Nürnberg 1499 in der Nürnberger Stadtbibliothek aufbewahrt. Ihren Wert schätzt man heute auf zwei bis drei Millionen US Dollar. Inzwischen befindet sich das Machsor im Besitz der National Library Jerusalem und kann online eingesehen werden.
Was wurde aus Schockens umfangreicher Sammlung?
Einen Großteil seiner 100 Inkunabeln stiftete er frühzeitig der Jerusalemer National- und Universitätsbibliothek. Seine Judaica- und Hebraica-Sammlung befindet sich in der Schockenbibliothek und steht heute noch für Forschungszwecke zur Verfügung. Beide Sammlungen sind somit die letzten Zeugnisse von Schockens Geisteshaltung, seiner Sammelwut und Leidenschaft. Alle anderen Teile wurden aufgelöst und versteigert.