Station: [351] Prolog


„Meine Bibliothek ist meine Autobiographie“ –

Dieser Satz aus dem Munde eines der erfolgreichsten jüdischen Unternehmer des 20. Jahrhunderts – Salman Schocken – lässt seine Leidenschaft für Bücher erkennen. Bücher waren es, für die sich Schocken am meisten interessierte. Im Laufe seines Lebens baute er eine etwa 60.000 Bände zählende Bibliothek auf. Sie war sein ganzer Stolz. Die Anmutung eines Bücherregals erstreckt sich deshalb auch über die gesamte Länge unserer Ausstellungswand, wo sich Buchrücken an Buchrücken reiht.

Schocken galt als „Meister der Ordnung“, war jedoch kein Rationalist. Er glaubte an den Funken der Intuition und liebte die Mystik, die Dichtung und Poesie. Zunächst waren es die deutschen Dichter und Literaten, die ihn begeisterten – allen voran Goethe, dann Heine, Novalis und Hölderlin. Später, als sich Schocken zum lebendigen Judentum hinwandte, las und sammelte er jüdische und hebräische Schriften.

Seine vielseitigen Interessen und Engagements im beruflichen wie im privaten Leben ließen Schocken mit einer Vielzahl an Persönlichkeiten bekannt werden. Dazu gehörten Berühmtheiten aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Unter ihnen spielten der spätere Literaturnobelpreisträger Samuel Joseph Agnon, der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber und der Architekt Erich Mendelsohn eine besondere Rolle. Wie bei Mendelsohn kann dieses Netzwerk als Ausdruck seiner Zeit verstanden werden. Viele Juden kannten sich untereinander, auch auf internationaler Ebene.

Schocken wurde von seinen Zeitgenossen als ein Mann mit vielen Facetten wahrgenommen. Er war weder ein gewöhnlicher Kaufmann, noch ein gewöhnlicher Autodidakt. Er war hoch gebildet und vielseitig interessiert. Seine Denkweise war kritisch und analytisch, und er hatte ein bewundernswertes Gedächtnis. Auf sein Umfeld versuchte Schocken erzieherisch einzuwirken, so dass er nicht nur ein sehr erfolgreicher Unternehmer, sondern auch ein geistiger Führer war.

Salman Schocken wird zu Recht als Multitalent bezeichnet. Folgen Sie auf dieser Etage seinem Lebensweg!