Station: [262] Nachkriegsgeschichte


Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges musste der Schocken-Konzern bilanzieren: drei Kaufhäuser waren komplett zerstört, vier Kaufhäuser schwer beschädigt und sechs Kaufhäuser, darunter Chemnitz, leicht beschädigt. Fünf Kaufhäuser blieben unversehrt. Verloren war das Kaufhaus Waldenburg in Schlesien aufgrund der geänderten Staatsgrenzen.

Dennoch überdauerte der Schocken-Konzern die Kriegsjahre und den anschließenden Zusammenbruch Deutschlands – dank der durch Salman Schocken geschaffenen Unternehmensstrukturen und der personellen Besetzung.

Im Schocken-Kaufhaus Chemnitz konnte der Handelsbetrieb nach Kriegsende im Erdgeschoss wieder aufgenommen werden. In freiwilligen Arbeitseinsätzen beseitigten die Angestellten Kriegsschäden, die während der Luftangriffe im Frühjahr 1945 entstanden waren. Nach der Enteignung der sächsischen Betriebe der Merkur AG 1946 wurde das Chemnitzer Warenhaus von der Konsumgenossenschaft bis 1950 als „Kaufhaus Merkur“ weitergeführt. 

In die leerstehenden Obergeschosse zogen vorübergehend die Landesversicherungsanstalt, die Volkssolidarität und der Kulturbund ein. So gab es unter anderem eine Tauschzentrale, wo Gegenstände an Ausgebombte, Vertriebene und Heimkehrer abgegeben wurden. Im dritten Obergeschoss fanden wechselnde Ausstellungen mit Werken von Chemnitzer Künstlern statt. Mit zur Jury des Kulturbundes, der die Arbeiten auswählte, gehörte der bekannte aus Chemnitz stammende Maler Karl Schmidt-Rottluff.

Anfang 1952 übernahm die Staatliche Handelsorganisation der DDR, „HO“, das Kaufhaus und führte es als HOWA-Warenhaus weiter. 1965 wurde es Teil der Volkseigenen Vereinigung Warenhäuser CENTRUM mit Sitz in Leipzig. Dazu gehörte auch das ehemalige Warenhaus Tietz in der Chemnitzer Bahnhofstraße.

Eine nochmalige Veränderung brachte der politische Umbruch 1989/90 mit sich: Rückwirkend zum 1. Januar 1991 übernahm die Kaufhof Warenhaus AG das Gebäude. Nach mehrmonatigen Umbauarbeiten wurde hier der Handelsbetrieb bis 2001 fortgeführt. Dann eröffnete die GALERIA Kaufhof Chemnitz ihren Neubau auf dem Markt – und das ehemalige Schocken-Kaufhaus in der Brückenstraße wurde endgültig geschlossen.

Die Erben Salman Schockens konnten nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten Rückführungsansprüche auch auf ihre ostdeutschen Häuser geltend machen. So ist die Rechtslage für das ehemalige Chemnitzer Schocken-Kaufhaus inzwischen geklärt.