Station: [251] Prolog


„Der Schocken-Konzern ist wohl der strengst zentralisierte Konzern der deutschen Warenhäuser“, schrieb die Berliner „Zeitschrift für Waren- und Kaufhäuser“ 1931. Zu dieser Zeit stand das Kaufhausunternehmen Schocken auf dem Gipfel seines Erfolges. So war es nicht nur zum größten Warenhausunternehmen Sachsens aufgestiegen, sondern gehörte auch zu den fünf größten Kaufhaus-Konzernen im Deutschen Reich.

Der Firmensitz befand sich in Zwickau. Hier war das Unternehmen im Januar 1907 von den Brüdern Simon und Salman Schocken gegründet worden. Von hier aus expandierte es mit vielen Zweigstellen innerhalb und außerhalb Sachsens. Doch von Zwickau aus wurde weiterhin alles Wichtige organisiert: Einkauf und Verkauf, Werbung und Personalpolitik.

Warenhäuser waren eine Folge der Hochindustrialisierung, als erstmals Produkte in großen Stückzahlen hergestellt und verkauft werden konnten. Außerdem nahmen der Volkswohlstand und die Kaufkraft zu und die Bedürfnisse und Kaufgewohnheiten der Menschen begannen sich zu wandeln. So entstanden in den Metropolen Europas und Nordamerikas ab dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts wahre Einkaufstempel. In Deutschland entwickelten sich viele Kaufhäuser aus bereits bestehenden Geschäften. Ihre Gründer waren in der Mehrzahl Juden und die Namen wie Karstadt, Tietz oder Wertheim sind heute noch ein Begriff.

Die Brüder Schocken verfolgten ein eigenes Konzept: Im Mittelpunkt ihrer Verkaufsphilosophie stand das Produkt. Qualitativ hochwertig, ästhetisch ansprechend und für jedermann erschwinglich sollte es sein. Preiswerte Massenprodukte für eine breite Masse an Konsumenten! Die Kaufhausarchitektur und Werbung sollten das widerspiegeln. In Erich Mendelsohn fanden Simon und Salman Schocken nicht nur den passenden Architekten, sondern auch den Schöpfer ihres Corporate Designs, des ersten in Deutschland überhaupt!