Station: [315] Sächsisches Staatsarchiv


Wissen ist Macht. Und aufgeschriebenes Wissen überlebt Generationen. So verwundert es nicht, dass seit dem späten Mittelalter die Landesfürsten immer mehr Informationen über Land und Leute sammelten, dokumentierten und speicherten. Gleichzeitig nutzten sie die Schrift als Machtinstrument, indem sie Befehle und Erlasse schriftlich im Land verbreiten ließen.

Seit dem 16. Jahrhundert schritt der Bürokratisierungsprozess in Sachsen schneller voran als anderswo – oft sicher zum Verdruss der Untertanen. Doch bedeutete mehr Schriftlichkeit auch weniger herrschaftliche Willkür sowie bessere Planung und Organisation.

Bereits im 13. Jahrhundert entstanden die ersten Kanzleien. Schriftkundige Kleriker stellten Urkunden aus und verwalteten das Wissen über die landesherrlichen Rechte und Einkünfte. Der Leiter einer Kanzlei, der Kanzler, wurde zum wichtigsten politischen Berater seines Herrn. Ende des 15. Jahrhunderts bildeten sich die ersten Zentralbehörden, die aus dem fürstlichem Rat und der Kanzlei bestanden. Zusammen mit den lokalen Ämtern ermöglichten sie eine flächendeckende Verwaltung des wettinischen Territoriums. Kanzleien wurden nun zur Schaltstelle der Macht.

Seit dem 14. Jahrhundert organisierte die Kanzlei ihr Wissen in Amtsbüchern. Daten, Fakten und Vorgänge wurden zusammengeführt und in Registern verwaltet. Urbare, Kopiale, Abschriften, Lehnbücher und Rechnungen waren neue Typen des Geschäftsschriftgutes. Sie erfassten flächendeckend Rechte und Einkommen eines Herrschaftsgebietes.

Im 16. Jahrhundert entstanden auf Grundlage dieser neuen Form der Schriftlichkeit die so genannten Amtserbbücher. Sie verwalteten all das, was vom jeweiligen Amt zu beherrschen, einzunehmen und zu bewirtschaften war.

60.000 Urkunden, 100 Regalkilometer Akten sowie 70.000 Karten dokumentieren 1000 Jahre Sächsische Geschichte. Beinah nebenbei erzählen sie aber auch von der wachsenden Bürokratisierung und Kontrolle des persönlichen Lebens. Keimte im frühmodernen Territorialstaat schon der moderne Überwachungsstaat?

Wegen ihrer hohen Licht- und Temperaturempfindlichkeit können die ausgestellten Originale immer nur zeitbegrenzt präsentiert werden.