Station: [308] Exkurs – Horte mittelalterlichen Wissens
Bibliothek und Skriptorium waren wichtige Bestandteile eines Klosters. In den Schreibstuben verfassten Nonnen oder Mönche eigene Texte und kopierten die Bibel ebenso wie Werke römischer Klassiker oder antiker Ärzte. Auf diese Weise bewahrten sie in unermüdlicher Arbeit die geistigen Schätze ihrer Vorfahren für die Nachwelt.
Klosterbibliotheken waren nicht nur Refugien für die geistige und geistliche Arbeit der Nonnen und Mönche. So wird vermutet, dass Eike von Repgow die Bibliothek des Klosters Altzella benutzen durfte, als er am Urtext des „Sachsenspiegel“ schrieb. Für seine Arbeit verwendete er Texte christlicher Gelehrter, die im Mittelalter nicht weit verbreitet waren. In der Altzeller Bibliothek fand von Repgow diese seltenen Schriften.
In vielen Klöstern wurde aber auch Altes in zweifelhafter Weise neu überschrieben. Wahre Meister im Fälschen alter Urkunden waren die Augustiner Chorherren im Altenburger Bergerkloster. Mit großem Geschick fälschten sie Kaiserdiplome, indem sie den alten Text bis auf die Zeugenreihen und die Unterschriften abradierten und den so entstandenen Freiraum mit neuen Inhalten ergänzten.
Was mit einer Urkunde von Papst Gregor dem X. aus dem Jahr 1247 im Leipziger Zisterzienserinnenkloster St.Georg geschah erfahren Sie an der Medienstation.
Dieser Exkurs zeigt neben wertvollen Handschriften aus Bibliotheken der Klöster Altzella und Grünhain auch ganz praktische Dinge wie Löschsand, der aufs frisch geschriebene Wort gestreut, die überflüssige Tinte aufsog. Oder Bücher, die an schweren Ketten hängend, vor dem Verschwinden bewahrt werden sollten. Vielleicht weil sie so kostbar waren, aber vielleicht auch weil es ein Privileg auf Wissen gab.