Station: [240] Brunnenfunde
Funde in vorgeschichtlichen Brunnen werden immer mit besonderer Spannung erwartet. Denn häufig handelt es sich um Gebrauchsgegenstände, die unser Bild von den tatsächlich verwendeten Materialien und Techniken der entsprechenden Epoche erweitern. In trockenen Siedlungsgruben und in Gräbern haben meist nur anorganische Materialien wie Stein und Keramik oder – in kalkhaltigeren Böden – auch Knochenreste die Zeiten überdauert. Anders die Situation in den Brunnen: Die unteren Balkenlagen der Brunnen liegen meist in vier bis fünf Meter Tiefe und somit unterhalb des Grundwasserspiegels. Hier herrscht ein dauerhaft feuchtes Milieu unter Sauerstoffabschluss. Es ermöglicht die Konservierung auch organischer Materialien.
Im Brunnen von Eythra wurde ein mit Bastschnur genähtes Gefäß aus Rindenbast geborgen. Es diente vermutlich zum Wasserschöpfen. An dem geknickten Henkel aus Weidenholz wurde die Fallschnur befestigt. Auch die verzierte Keramikflasche diente zum Wasserholen. Hier haben sich Reste der Schnur noch im Bereich des Flaschenhalses erhalten. Zwei Löcher im Gefäß wurden mit Birkenpech und Birkenrinde sorgfältig geflickt. Auch der Halswirbel eines jungen Rindes gelangte nicht zufällig in den Brunnen. Schleifspuren an der Innenseite lassen erkennen, dass er als Umlenkrolle für die Fallschnur diente.