Station: [233] Siedlungen der römischen Kaiserzeit


Mitteleuropa war nach Christi Geburt für einige Jahrhunderte geteilt: In den römischen Provinzen westlich des Rheins lebten die Römer in Kastellen, Städten und auf luxuriösen Landgütern. Im Osten, jenseits des Rheins und des Limes, siedelten Germanen. Sie bewirtschafteten Einzelgehöfte oder lebten in Weilern und Dörfern. Pfostengruben zeigen Grundrisse von zwei- bis dreischiffigen Langhäusern aus Holz, vermutlich in Eingangsbereich, Wohnteil und Stall untergliedert. Die Außenwände bestanden aus Flechtwerk und Lehm.

In der Vitrine sehen Sie das Modell eines solchen Wohnhauses. Daneben stehen weitere kleinere Modelle so genannter Grubenhäuser. Sie waren in den Boden eingetieft und dienten zur Lagerhaltung oder als Arbeitsbereich. In Sachsen wurden verschiedene kaiserzeitliche Grubenhäuser unterschiedlicher Funktion gefunden. Ein Grubenhaus im nordsächsischen Leuben diente als Speicher. Die Speichergrube enthielt eine 25 Zentimeter starke Füllschicht aus verkohltem Getreide. In Niegeroda im Landkreis Meißen lagen ebenfalls in einem Grubenhaus 110 Webgewichte als Zubehör von Webstühlen. Ein weiteres Grubenhaus in Gräfenhain im Landkreis Bautzen enthielt fünf große Rohlinge für Mahlsteine zum Mahlen von Mehl.

Auch das Töpferhandwerk spielte eine wichtige Rolle. Erstmals kam bei der Herstellung von Keramik die Töpferscheibe zum Einsatz, eine Technik, die die Römer mitgebracht hatten. Denn nicht nur kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen bestimmten den Alltag, sondern auch der Handel und der Austausch von Gütern und Erfahrungen.

Ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor war das Eisen. Produktionsstätten für Eisen lagen in den Randbereichen kaiserzeitlicher Siedlungen. Eisen hatte bereits seit Jahrhunderten den Werkstoff Bronze in vielen Bereichen abgelöst. Geräte, Waffen und Kleidungszubehör oder auch Schmuck wurden nun zum großen Teil aus Eisen gefertigt. Ein Glücksfall ist der Eisenhortfund von Lotzdorf im Landkreis Bautzen, der einen guten Eindruck von den verwendeten Waffen, Arbeits- und Hausgeräten dieser Zeit vermittelt. Gewonnen wurde der neue Werkstoff aus Raseneisenerz und Holzkohle im Rennfeuerverfahren. In Merzdorf in der Oberlausitz stieß man gleich auf eine ganze Batterie von Rennöfen, die auf eine Eisenproduktion weit über den Bedarf eines Dorfes hinaus schließen lässt.