Station: [232] Trachten der Kaiserzeit
In diesem Spiegel verwandeln Sie sich in einen 20 bis 30 Jahre alten Mann aus der jüngeren Römischen Kaiserzeit. Sie tragen einen auffälligen Gürtel mit Beschlägen aus Bronze. Darauf ist jeweils ein springender Löwe dargestellt. Der Löwe war bei den Römern ein Attribut der Siegesgöttin Victoria und sollte seinem Träger Glück bringen. Ein weiterer durchbrochener Bronzebeschlag gehörte vermutlich zu einem Schultergurt. Das Besondere daran ist die Inschrift IOVIS, die in der Genitivform den römischen Gott Jupiter nennt. Am Schultergurt befestigt war das in einer Scheide steckende Schwert. Von ihm ist lediglich der eiserne Schwertriemenhalter überliefert, der den Schwertriemen an der Scheide festhielt. Rekonstruierbar ist zudem die Kleidung: Vermutlich tragen Sie Hosen und als Obergewand einen Kittel. Zwei runde Scheibenfibeln aus Bronze verschließen einen mantelartigen Umhang auf den Schultern.
Ob der Verstorbene den Schriftzug IOVIS zu Lebzeiten überhaupt lesen konnte? Und erbeutete er diesen extravaganten Bronzebeschlag räuberisch oder erwarb er ihn ehrlich? In Kleidung und Waffenausstattung zeigt der Mann von Zauschwitz jedenfalls seine Verbundenheit mit dem Römischen Reich. Vielleicht war er Söldner im römischen Heer und nahm die erworbene fremde Ausrüstung nach Beendigung seines Dienstes mit in die Heimat?
Doch woher wissen wir eigentlich, wie Stoffe, Schnittmuster und Farben der eisenzeitlichen und kaiserzeitlichen Tracht beschaffen waren? Bereits winzige Stoffreste aus feuchten Böden geben Auskunft über Muster, Farbe und Struktur der Gewebe. Manchmal sind textile Spuren auch an Metallgegenständen erkennbar. In norddeutschen und dänischen Mooren wurden zudem vereinzelt Körpergräber gefunden, in denen sich ganze Kleidungsstücke erhalten haben. Und nicht zuletzt kommen uns Bild- und Schriftquellen aus der Antike zu Hilfe. Sie geben eine Vorstellung vom Aussehen der damaligen Bekleidung.