Station: [226] Grabritus der Bronzezeit


Die Menschen der jüngeren Bronzezeit und der frühen Eisenzeit bestatteten ihre Toten in Brandgräbern. Von der Oberlausitz bis an die Pleiße reihen sich im Abstand von nur wenigen Kilometern Friedhöfe mit oft Hunderten Bestattungen aus dieser Zeit. So viele Gräber sind aus keiner anderen vorgeschichtlichen Epoche bekannt. Anders als bei den Deponierungen wertvoller Bronzegegenstände können wir jedoch im Bestattungsritus keine Unterscheidung in Arm und Reich erkennen. Offensichtlich behandelten die Menschen ihre Toten damals alle gleich. Begleitet von Opferhandlungen übergaben sie sie dem Feuer. Dann wurde der Leichenbrand in eine Urne aus Ton gefüllt und beigesetzt.

Das Besondere an Urnengräbern aus dieser Zeit ist die reiche Ausstattung mit Keramik. Ganze Geschirrsätze sollten die Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits begleiten. Sie waren nicht nur Behältnisse für Speise und Trank, sondern wohl auch Weihe- und Opfergefäße bei der Bestattungszeremonie und für das Jenseits. Ganz bestimmte Gefäßformen dienten immer dem gleichen Zweck und waren nach bestimmten Prinzipien angeordnet. Das zeigt die früheisenzeitliche Grabausstattung aus Niederkaina in der Mitte des Raumes ebenso wie die des Gemeinschaftsgrabes aus Liebersee. Dessen Gefäßspektrum können Sie in der großen Wandvitrine dahinter betrachten.

Die eigentliche Urne ist immer mit einer Schale abgedeckt. Neben der Urne stehen häufig ein kleineres verziertes Gefäß mit zwei Henkeln sowie ein Set aus einem Schöpfgefäß, beispielsweise einem Krug, und einer Schale. Sie dienten vermutlich einem Trankopfer an die Götter. Etwas weiter von der Urnengruppe entfernt befinden sich größere Vorratsgefäße, Tassen und Schalen. An den Rändern der Grabgrube oder über die Gefäße wurden Scherben weiterer Gefäße gepackt. Manchmal handelte es sich um eine zweite verbrannte Garnitur der eigentlichen Beigefäße. Im Falle von Mehrfachbestattungen kamen sogar doppelte Geschirrsätze zum Einsatz. Urnen in Form eines Hauses, eines stilisierten menschlichen Körpers oder kleine Ofenmodelle zeigen, dass Urne und Grab als Haus des Verstorbenen oder die Urne sogar als sein Abbild betrachtet wurden.