Station: [223] Lanzenspitze von Kyhna
Am Beginn der Bronzezeit war Mitteleuropa in ein weiträumiges kulturelles Beziehungsgeflecht eingebunden. Dies reichte von den britischen Inseln bis ans östliche Mittelmeer. In Sachsen gibt es dafür einen eindrucksvollen Beleg: die Lanzenspitze mit geschlitztem Blatt aus einem Depotfund von Kyhna im Landkreis Nordsachsen. Vergleichbare Waffenformen sind nur aus dem östlichen Mittelmeerraum bekannt. In unseren Breiten ist dieses Stück absolut einzigartig!
Metallanalysen haben ergeben, dass die Lanzenspitze von Kyhna aus alpinem Kupfer hier in Mitteleuropa hergestellt wurde, allerdings nach fremdem Bauplan. Dies konnte auch an der berühmten Himmelsscheibe aus Nebra beobachtet werden, deren komplexe astronomische, kalendarische und mythologische Inhalte auf orientalische Vorstellungen verweisen. Motor für diesen Kulturaustausch war die aufblühende Metallwirtschaft, das Verhandeln von Kupfer und Zinn über weite Strecken. Auf diesem Wege gelangten auch andere Rohstoffe wie Bernsteinperlen zum Beispiel nach Sachsen.
Träger der frühen Bronzezeit in Mitteldeutschland war die Aunjetitzer Kultur. Die Bevölkerung der Aunjetitzer Kultur bestattete ihre Toten noch in jungsteinzeitlicher Tradition in Körpergräbern. Bemerkenswert sind eine Reihe herausragender Bestattungen unter großen Grabhügeln im Gebiet zwischen Saale und Harz. Mit ihrer reichen Goldausstattung und der Sitte der Aufbahrung erinnern diese an Königsgräber antiker Hochkulturen.
Wie der Fund aus Kyhna zeigt, enthalten auch die Bronzedepots der Aunjetitzer Kultur einen großen Metallreichtum. Doch auch Einzelobjekte wurden während der Bronzezeit rituell geopfert. Meist handelte es sich um Beile, die beispielsweise an alten Wegeverbindungen oder an Gewässern gefunden wurden. Sie erinnern an Votivgaben als Zeichen des Dankes oder eines Versprechens an heiligen Stätten.