Station: [222] Bronzedepots
Am Anfang und am Ende der Bronzezeit war es üblich, kleinere oder größere Mengen an Bronzegegenständen im Boden zu vergraben. Diese Bronzedepots oder Bronzehorte sind für uns ein besonderer Glücksfall, denn sie zeigen ein großes Spektrum der aus Bronze hergestellten Objekte: Schmuck- und Trachtenbestandteile, Geschirr, Werkzeuge und Waffen. Weder in Grabausstattungen noch in Siedlungsfunden lassen sich Bronzegegenstände in vergleichbarer Weise entdecken. Doch wo finden wir solche Bronzedepots und warum übergaben die Menschen das wertvolle Metall dem Boden? Handelte es sich um Verstecke in Notzeiten, um Händlerdepots oder um Opfer an die Götter?
Bronzedepots sind aus dem Inneren befestigter Höhensiedlungen, aus Felsnischen, von Höhenrücken oder aus Niederungen bekannt. Aber auch in bronzezeitlichen Brunnen und sogar in Gewässern wurden Bronzedepots entdeckt. Von dort hätte man die Gegenstände nur mit großem Aufwand wieder bergen können. Zudem lassen sich feste Regeln bei der Zusammenstellung der Objekte beobachten. Frauenausstattungen mit Schmuckgegenständen wie Nadeln, Fibeln, Hals-, Arm- und Beinringen, Arm- und Beinspiralen oder Schmuckscheiben sind ebenso üblich wie Männerausstattungen mit Beilen, Sicheln, Waffen und Pferdegeschirr. Daneben begegnen Speiseopfer in Tongefäßen und ganze Ensembles von Trinkgefäßen aus Bronze. Manchmal wurden Bronzen auch in besonderer Weise ineinander sortiert. Am Ende der Bronzezeit machte man die Gegenstände durch Verbiegen oder Zerbrechen für den Gebrauch untauglich.
Offenbar sollten die Bronzen im Boden verbleiben. Ihre Niederlegung diente der Kommunikation mit den Göttern, Geistern und Ahnen. Opferhandlungen waren vermutlich eine Gemeinschaftsleistung, bei der gesellschaftliche Regeln gefestigt wurden. Der Einzelne verlor an Reichtum, erlangte aber einen höheren sozialen Status. Eng mit den Bronzedeponierungen in Zusammenhang steht der Grabritus der Bronzezeit. Nicht mehr nur ausgewählte, sondern alle Menschen wurden beigesetzt und statt Körpergräbern legte man Brandgräber an.