Station: [216] Gräberfelder der Schnurkeramik
Ein besonderes Phänomen in Sachsen sind Gräberfelder, die über Jahrtausende kontinuierlich oder in Abständen immer wieder benutzt wurden. Sie liegen vor allem östlich der Saale und wurden in der Zeit der Schnurkeramik angelegt. Die damalige Bevölkerung bestattete ihre Toten unter Grabhügeln, die für lange Zeit zu Landmarken wurden. Besonders in der Oberlausitz, die erst in schnurkeramischer Zeit besiedelt wurde, kam es zu so einer Kennzeichnung der Landschaft.
Beispiele dafür sind die Gräberfelder von Niederkaina und Dobranitz, beide im Landkreis Bautzen. Auf dem Gräberfeld von Niederkaina wurden in der Zeit der Schnurkeramik 16 Hügelgräber angelegt. In der frühen Eisenzeit um 500 vor Christus brach die Belegung für Jahrhunderte ab. Zu diesem Zeitpunkt wies das Gräberfeld jedoch bereits 1.800 Bestattungen auf. In der Lausitzer Kultur der jüngeren Bronzezeit hatte man die ersten Gräber regelrecht um die schnurkeramischen Grabhügel angeordnet. Das Gräberfeld von Dobranitz wurde mit längeren Unterbrechungen sogar bis ins Mittelalter genutzt.
Offensichtlich orientierten sich die Menschen ganz bewusst an den noch sichtbaren Grabhügeln aus alter Zeit. Diese wurden gleichsam als „Gründerahnen“ des Gräberfeldes angesehen und bekamen damit religiöse Bedeutung. Die Bindung an die Ahnen hielt die Erinnerung an die bäuerliche Aufsiedlung der Landschaft durch die Schnurkeramiker wach. Sie wurde gleichsam als „emotionale Inbesitznahme des Landes in Vorzeiten“ empfunden.