Station: [215] Schnurkeramik und Glockenbecherkultur


Am Ende der Jungsteinzeit, zwischen 2.800 und 2.200 vor Christus, begegnen uns in Mitteleuropa zwei einheitliche Kulturströmungen: die ältere Schnurkeramik und die jüngere Glockenbecherkultur. Ihren Namen erhielten diese von schnurförmigen Verzierungen an Bechern und Amphoren beziehungsweise den typischen glockenförmigen Bechern, die auf Trinkgelage schließen lassen. In Sachsen wurden nur wenige Siedlungen, dafür aber eine Vielzahl an Gräbern gefunden. Sie deuten auf eine dichtere Besiedlung hin. Bisher menschenarme Räume wie die Oberlausitz wurden neu erschlossen. Im Grabritus lassen sich deutlich Männer- und Frauengräber unterscheiden.

Frauen der schnurkeramischen Kultur erhielten Kleidung mit aufgenähten Raubtierzähnen oder Muschelplättchen mit ins Grab. Männern wurden Waffen mitgegeben. Diese dienten nicht nur zur Jagd, sondern auch zum Töten von Menschen. Der Schädel in der Vitrine zeigt eine tödliche Verletzung im linken Schläfenbereich. Aus der Form der Bruchkanten können wir auf die Tatwaffe schließen, eine Axt. Vermutlich standen sich die beiden Kämpfenden direkt gegenüber und der Schlag wurde mit der rechten Hand ausgeführt. Tatsächlich sind besonders sorgfältig gearbeitete Äxte ein typisches Merkmal schnurkeramischer Kultur.

Männliche Verstorbene der Glockenbecherkultur wurden mit Eberzähnen und Dolchen sowie Pfeilspitzen und Armschutzplatten ausgestattet. Pfeil und Bogen spielten vermutlich eine herausragende Rolle in der Kampftechnik der Glockenbecherleute. Der menschliche Ellenbogenknochen in der Vitrine zeigt eine Verletzung, die nicht verheilte. Mit modernen Untersuchungsmethoden konnte darin eine festsitzende Pfeilspitze nachgewiesen werden.

Kriegerische Auseinandersetzungen haben am Ende der Jungsteinzeit zugenommen. Die Ursachen lagen vermutlich in einer größeren sozialen Differenzierung innerhalb der Bevölkerung. Diese beruhte auf unterschiedlichen Besitzverhältnissen. Eine wichtige Rolle spielte dabei auch das erste Metall, das aus Südosteuropa in unseren Raum gelangte: das Kupfer!