Station: [212] Stichbandkeramik und mittleres Neolithikum


Um 4.900 vor Christus ging man dazu über, die Linienverzierung auf der Keramik durch eingestochene Muster zu ersetzen. Bänder, Winkel und andere geometrische Symbole wurden nun mit einem kammartigen Werkzeug in den noch ungebrannten Ton gestochen. Dies zeigen die beiden Gefäße in der kleinen Vitrine. In der Vitrine daneben sehen Sie überwiegend unverzierte Amphoren, Kannen, Schalen, Flaschen und Becher. Sie stammen aus der Zeit ab 4.500 vor Christus, als sich nicht nur die Keramikformen und Verzierungstechniken änderten, sondern auch ein tiefgreifender Wandel auf den Gebieten der Architektur, der Wirtschaft und im Totenkult zu beobachten ist.

Für etwa 1500 Jahre war das heutige Sachsen relativ dünn besiedelt und in regionale Gruppen aufgeteilt. Diese betrieben Wanderfeldbau und bauten kleinere, flachere Häuser, die nach wenigen Jahrzehnten abgebrochen und anderswo erneut aufgebaut werden konnten. Als Orte gemeinschaftlichen Handelns errichteten die Menschen Grabenwerke an großen Verkehrswegen. Auch Kult und Symbolwelt änderten sich. Waren bandkeramische Häuser, Geräte und Keramik noch reich verziert und bunt bemalt, so bevorzugten die mittelsteinzeitlichen Gruppen überwiegend unverzierte Keramik.

Am Ende dieses Zeitraums, ab etwa 3.000 vor Christus, zeigt sich wieder ein einheitlicheres Fundbild. Von Südskandinavien bis Südpolen hatte sich die so genannte Trichterbecherkultur mit regionalen Gruppen ausgebreitet, gefolgt von der Kugelamphorenkultur. Wichtige Veränderungen vollzogen sich vor allem auf dem Gebiet der Wirtschaft: Man bestellte nun wieder ortsfeste Felder und legte offene Weideflächen an. Die Milch- und Fleischerzeugung wurden gesteigert und neben Flachs verstärkt Schafswolle für die Textilproduktion verwendet. Erstmals sind zwei- und vierrädrige Wagen und der Hakenpflug nachweisbar. Mit Rad und Wagen konnten in kürzeren Zeiten größere Strecken zurück gelegt werden. Exotische Materialien und neue Stilelemente zeigen, dass viele Impulse aus anderen Gegenden wie Südosteuropa und Anatolien kamen.