Station: [211] Siedlungsmodell
Dieses Modell zeigt eine Siedlung der Stichbandkeramik um 4.700 vor Christus in Dresden-Nickern. Die weilerförmige Siedlung bestand aus mehreren Häusern, eingezäunten Gärten und vier großen Kreisgrabenanlagen. Grabungspläne aus fünf Jahrzehnten dienten als Grundlage für dieses Modell.
Archäologen ziehen ihre Erkenntnisse über Siedlungsstrukturen aus Befunden im Boden, wie Pfostengruben, Siedlungsgruben und Gräben. Aus Pfostengruben lassen sich Hausgrundrisse rekonstruieren. Und Gräben und Gräbchen geben Auskunft über Garteneinfassungen, Dorfumfriedungen und die bereits erwähnten großen Kreisgrabenanlagen. Diese sind ein Phänomen vor allem stichbandkeramischer Siedlungen zwischen 4.800 und 4.600 vor Christus im gesamten Verbreitungsgebiet.
Die Kreisgrabenanlagen waren wie Brunnen auf gemeinschaftlichen Flächen innerhalb der Dorfumfriedungen angelegt. Ein kreisförmiges Areal mit einer Größe von 60 bis 150 Metern im Durchmesser wurde von bis zu vier Spitzgräben umschlossen. Diese waren bis zu sechs Meter tief und sehr pflegeaufwändig, da sie immer wieder neu ausgehoben werden mussten. Ins Innere der Anlage gelangte man über zwei bis vier Brücken. Palisaden innerhalb des Grabenrings schützten vor neugierigen Blicken. Doch wozu war dies erforderlich? Welchem Zweck dienten die Anlagen?
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sehen darin häufig Kalenderbauten zur Beobachtung von Gestirnen wie der Sonne, um besondere Termine wie die Sommer- und Wintersonnwenden sichtbar zu machen. Diese war wichtig für die Bestimmung von Ernte und Aussaht. Da die Anlagen jedoch keine einheitliche Ausrichtung erkennen lassen, ist diese Deutung spekulativ. Siedlungsfunde im Inneren fehlen meist ebenso. Worum handelte es sich also: um frühe Arenen, Kultplätze, Marktplätze oder gemeinschaftliche Plätze für besondere Anlässe? Sicher ist, dass die bandkeramischen Kreisgrabenanlagen die ersten gemeinschaftlich angelegten Monumentalbauten Mitteleuropas waren.