Station: [209] Steinwerkstatt


Das Neolithikum wird auch als die Epoche des geschliffenen Steins bezeichnet. Tatsächlich können wir einen deutlichen Unterschied im äußeren Erscheinungsbild der Steingeräte feststellen. Glatte Oberflächen und gerade Bohrungen deuten auf neue Herstellungstechniken hin, wie Sägen, Schleifen und Bohren statt Hauen und Schlagen. Hergestellt wurden Äxte, Beile und Werkzeugklingen in allen Größen und Varianten, vor allem zur Holzbearbeitung. Das Hausbauprogramm der Bandkeramiker hat die Fabrikation von Werkzeugen entscheidend beeinflusst.

Doch wie ist es möglich, Stein mit Stein zu bearbeiten – denn ein anderes Material stand dafür nicht zur Verfügung?

Entscheidende Hilfsmittel waren Sand und Wasser. Mittels nassem Sand und Wasser kann man Stein mit anderen Steinen sägen. Und eine gerade Steinfläche, mit Sand bestreut und von Wasser  überspült, kann als Unterlage dienen, auf der Steingeräte geschliffen werden. Eine vergleichbare Wirkung hat noch heute das uns bekannte Wasserschleifpapier. Zum Bohren wurden Holunder- oder Haselnussstäbe verwendet, je nachdem, ob eine Hohl- oder eine Vollbohrung gewünscht war – auch hier unter Zuhilfenahme von Sand und Wasser.

Grabfunde und Werkzeugdepots haben wahre Prachtexemplare an Flachbeilen, Äxten, Schuhleistenkeilen und Keulen zutage befördert. Einige davon, in überdimensionaler Form, haben vermutlich als Statussymbole gedient. Aus Siedlungsgruben sind uns ganze Werkzeugsets bekannt, die verschiedene Stadien der Fabrikation widerspiegeln. So wurden größere zerbrochene Beile zu kleineren umgearbeitet. Für die Herstellung von Klingen kam Feuerstein aus dem eiszeitlichen Geschiebe zum Einsatz. Erstmals wurde Feuerstein auch im Bergbau gewonnen, in „frischem“ Zustand lässt sich dieser besser bearbeiten. Für Steinbeile und Dechsel verwendete man bevorzugt Felsgestein. Besonders geeignet für das Fällen von Bäumen und die Holzbearbeitung war der so genannte Grünschiefer aus Vorkommen am südwestlichen Rand des Riesengebirges. In seiner Struktur weist dieser eine Kombination von geschichtetem und verfilztem Kristallgefüge auf, das unter dem Auflichtmikroskop gut zu beobachten ist.