Station: [208] Bandkeramische Häuser
Bandkeramische Häuser beeindrucken durch ihre Größe. Sechs Meter in der Breite und 25 bis 35, manchmal sogar 50 Meter in der Länge sind für die langrechteckigen Hausgrundrisse keine Seltenheit. Doch warum bauten die Menschen der frühen Jungsteinzeit die größten Häuser im gesamten Neolithikum?
Vermutlich mussten sich die frühen Bauern als „neue“ Menschen in der fremden, dicht bewaldeten Landschaft behaupten. Inseln ähnlich, schufen sie große Häuser, um sich gegen Bedrohungen von außen gleich welcher Art zu schützen.
„Nichts ist dauerhafter als ein richtiges Loch.“
Der über 100 Jahre alte berühmte Satz des Prähistorikers Carl Schuchardt kommentiert das Phänomen der Pfostenlöcher, dunkler meist kreisförmiger Verfärbungen im Boden, die den Standort ehemaliger Hauspfosten verraten. Daraus können wir heute die Grundrisse vorgeschichtlicher Häuser rekonstruieren. Die Menschen der Linienbandkeramik gliederten ihre Häuser in drei Teile: Der nahezu immer gleichgroße, gut gedämmte Mittelteil der in Sachsen meist Nord-Süd-ausgerichteten Häuser diente als Wohnraum. Eine Art Vorhalle am südlichen Ende, von unterschiedlicher Größe, nahm möglicherweise auch Vorräte auf. Und bei dem hinteren Teil könnte es sich um eine Art Schuppen gehandelt haben.
Enge Pfostenreihen bildeten die Wände, die mit Flechtwerk und Lehm verstrichen Schutz gegen Hitze, Kälte und Feuchtigkeit boten. Weniger eng gesetzte, aber dafür tiefer eingegrabene Pfosten im Inneren stützten das Dach. Bei einer Wandhöhe von 1,5 Metern muss dieses eine Firsthöhe von fünf bis sechs Metern gehabt haben. Die großen Dachflächen waren wohl mit Rindenstreifen gedeckt. Unser Wissen über die Bau- und Zimmermannstechniken schöpfen wir aus den Brunnenkonstruktionen. Wie die Häuser wirklich ausgesehen haben, lässt sich nur vermuten. Vielleicht waren die Wandflächen innen und außen bunt mit Ornamenten bemalt?
In den Häusern wohnte ein Familienverband mit etwa 10 Personen. Am Hausbau war aber sicher auch die ganze Nachbarschaft mit beteiligt.
In der nachfolgenden Stichbandkeramik baute man nicht mehr ganz so massiv. Die Häuser zeigen jetzt trapezförmige oder zigarrenförmige Grundrisse ohne einheitliche Gliederung. Denkbar wäre, dass diese Häuser gleich von mehreren Familien bewohnt waren.