Station: [203] Keramikdepot


Ebenso wie die Brunnenfunde aus Eythra sind die Gefäße in dieser Vitrine ein wahrer Schatz für unser Verständnis von den Fertigkeiten und dem ästhetischen Empfinden der jungsteinzeitlichen Menschen. Sie zeigen, welche Wertschätzung man der in großer Stückzahl hergestellten Keramik im Einzelnen entgegenbrachte. Bandförmige Verzierungen wurden nicht nur in den Ton geritzt, sondern mittels Rindenstreifen erhaben auf die Außenfläche aufgebracht. Als Klebemittel diente Birkenpech, das uns bereits aus der Werkstatt des Neandertalers bekannt ist. Zwei auf diese Art verzierte Gefäße sehen Sie auf den beiden vorderen Podesten.

Doch nicht nur aufwändige Verzierungstechniken mit organischen Materialien sind zu beobachten, sondern auch eine Vielzahl an Reparaturen. Zu Bruch gegangene Gefäße wurden mit Birkenpech geklebt und so wieder gebrauchsfertig gemacht. Auf diese Weise konnte zum Beispiel ein abgebrochener Henkel angeklebt werden. Oder ein heraus gebrochenes Stück Gefäßwand wurde durch eine passende Scherbe aus einem anderen vermutlich irreparablen Gefäß ersetzt und so das entstandene Loch verschlossen.

Erstaunlich vollständig kamen die Kümpfe, Flaschen, Schalen und andere Gefäßformen aus diesem Ensemble ans Tageslicht. Es handelt sich um ein Keramikdepot aus einem Brunnenfund in Altscherbitz in Nordsachsen. Vermutlich wurden die Gefäße nach der Stilllegung des Brunnens rituell in dem Brunnenschacht deponiert. Zu diesem Zeitpunkt waren sie noch in intaktem Zustand. Anschließend wurde der Brunnen verfüllt und der Druck der Erdschichten führte über die Jahrtausende zur Zerstörung der Gefäße. Doch warum wurden sie hier niedergelegt? Vollzogen die jungsteinzeitlichen Menschen am Brunnen etwa kultische Handlungen zur Verehrung des Elementes Wasser?