Station: [137] Schieferplättchen mit Pferderitzung


Dieses kleine dunkelgraue Tonschieferplättchen wurde 1958 bei Ausgrabungsarbeiten auf dem Kapellenberg bei Groitzsch gefunden. Jäger der späten Eiszeit vor 14.000 Jahren hatten es hier zurückgelassen. Wenn Sie genau hinsehen, können Sie Motive im Stein erkennen. Es handelt sich um Pferdedarstellungen, die in die  Vorderseite und Rückseite des Plättchens geritzt wurden. Möglicherweise waren weitere Tiere an den Bruchkanten dargestellt, die wir heute nicht mehr identifizieren können.

Auf der Vorderseite sehen Sie links zwei Pferdeköpfe mit markanten Hals-Brust-Linien. Das größere Pferd hat einen schmalen Kopf und ein tropfenförmiges Auge. Das kleinere Pferd darunter ist gröber gearbeitet. Die beiden Pferde berühren sich mit den Nüstern. Eine Mähne oder ein Bart sind nicht zu erkennen. Bemerkenswert sind aber die absichtlichen Einstiche in den Hals-Brust-Linien.

Auf der Rückseite des Plättchens ist nur ein Pferd dargestellt. Schleifspuren an Unterkiefer und Maul des Pferdes lassen erkennen, dass der Künstler versuchte das Bild zu zerstören. Einen absichtlich ausgeführten tiefen Einstich im Halsbereich können Sie auch hier beobachten. Verwundungen an dieser Stelle wären sicher tödlich gewesen.

Untersuchungen unter dem Auflichtmikroskop haben zu weiteren Erkenntnissen geführt. Zum Beispiel wissen wir, in welcher Reihenfolge und mit welcher Art von Werkzeugspitze die Ritzungen ausgeführt wurden. Zwei unterschiedliche Werkzeuge wurden hier verwendet, die möglicherweise auf zwei verschiedene Künstler schließen lassen. Doch wozu diente das Plättchen? Hielt es Erinnerungen an eine erfolgreiche Jagd fest oder wurde es gar als Unterrichtsmaterial für eine heranwachsende Jägergeneration verwendet?