Station: [107] Lagerplatz und Werkstatt des Neandertalers
Ein Lagerplatz der Großwildjäger bei Markkleeberg. So wie Sie ihn hier im Modell erblicken, könnte er ausgesehen haben. Die Jäger lagern am Ufer eines Flusses. Zum Schutz vor dem kalten Wind haben sie eine kleine Hütte und einen Windschirm errichtet. Fleisch wird gebraten, denn die Jagd war erfolgreich. Mit Hilfe von Speeren konnten die Jäger einen großen Bison erlegen und mittels Feuersteinwerkzeugen zerteilen. Auch Häute und Felle werden verarbeitet. Sie schützen vor dem rauen Klima.
Welche Werkzeuge der Neandertaler verwendete, können Sie in der Vitrine betrachten. Zu den ältesten Werkzeugen gehört der Faustkeil, eine Erfindung des Homo erectus. Mit Hilfe des Faustkeils konnten Knochen aufgeschlagen, Fell geschabt, Holz bearbeitet und Gräser und Fleisch geschnitten werden. Als besondere Faustkeilform diente das Keilmesser mit scharf zugerichteter Kante und stumpfem Rücken. Ein typisches Werkzeug aus Markkleeberg ist auch die Spitzklinge, die als Speer- oder Lanzenbewehrung diente. Auffällig sind verschiedene Formen von Schabern.
In Schöningen in Niedersachsen wurden Speere aus Fichtenholz gefunden. Sie stammen aus der Zeit vor 350.000 bis 300.000 Jahren und beeindrucken durch ihre hervorragende Qualität. In der jüngeren Periode der Eemwarmzeit vor 125.000 bis 115.000 Jahren wurden nur kleine, grob gearbeitete Werkzeuge gefertigt. Die schön gearbeiteten Blattspitzen sind ein Produkt aus der letzten Eiszeit vor 50.000 bis 40.000 Jahren.
Für die Herstellung der Werkzeuge bediente sich der Neandertaler verschiedener Techniken. Bemerkenswert ist die nach dem Fundort Levallois-Perret bei Paris benannte Levallois-Technik. Bereits dem Pre-Neandertaler vor 300.000 Jahren war diese Technik bekannt. Er präparierte eine Feuersteinknolle soweit vor, dass der gewünschte Zielabschlag erkennbar war. Mit einem einzigen Schlag zum Beispiel mit einer Geweihhacke trennte er diesen dann von der Feuersteinknolle ab.