Station: [5] Entenfang in Vogelkojen
F: Föhr war eine karge Insel, die jahrhundertelang ihre Bevölkerung kaum ernähren konnte. Daher war jedes Zubrot willkommen.
M: Besonders der Wildvogelfang erwies sich als ergiebige Nahrungsquelle, da das Wattenmeer regelmäßig von ungeheuren Mengen von Zugvögeln zur Rast aufgesucht wurde. Eine besonders effektive Methode war der Entenfang in den Vogelkojen. Sechs dieser aufwändig angelegten Vogelkojen gibt es auf der Insel. Eine solche Anlage sehen Sie in der hinteren, größeren Vitrine.
F: Die Föhrer hatten sich Prinzip und Bauweise der Vogelkojen bei den Niederländern abgeschaut: Zunächst wurde ein künstlicher Teich ausgehoben und mit einer Waldung geschützt. Diese waren im 18. Jahrhundert übrigens die ersten gezielten Anpflanzungen auf einer komplett baumlosen Insel.
Auf dem Teich hielten die Betreiber der Vogelkojen zahme Lockenten, deren Aufgabe es war, die durchziehenden wilden Enten anzulocken. Die Fütterung der Enten erfolgte in den gebogenen Kanälen, „Pfeifen“ genannt. Schwammen die Lockenten in solch eine Pfeife, folgten ihnen die Wildenten. Dann erschien hinter den seitlichen Reetwänden der Entenfänger. Die scheuen Wildenten gerieten in Panik und flüchteten vorwärts, geradewegs in die Reusen und Fangkästen am Ende der Pfeifen. Hier konnten sie mit wenig Mühe aufgegriffen und mit einer speziellen Technik getötet werden.
M: Vor allem Krickenten, die kleinste Entenart, kamen massenhaft, um auf Föhr Rast einzulegen, so dass eine einzige Vogelkoje in durchschnittlichen Jahren rund 15.000 Enten einbrachte. Die schmackhaften Krickenten wurden ab 1885 sogar in einer kleinen Entenkonservenfabrik in Wyk fix und fertig zubereitet, in Konservendosen haltbar gemacht und als Delikatesse bis nach New York exportiert.
Heute stehen Krickenten unter Schutz und in den Föhrer Vogelkojen werden nur noch hobbymäßig einige wenige Stockenten gefangen, da diese Entenart noch nicht in ihrem Bestand bedroht ist.
Fotos: © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum