Station: [14] Goldschmiedewerkstatt, Trachtenschmuck


M: Als wäre er nur kurz aus dem Raum gegangen. Die Werkstatt, die der Goldschmied Richard Goos im 19. Jahrhundert in Nieblum betrieb, ist hier originalgetreu wiederaufgebaut worden: der Arbeitstisch, die Ziehbank zur Herstellung der Silberdrähte, Blasebalg und Esse sowie sämtliche Werkzeuge, mit denen er den Silberschmuck der Föhrer Trachten fertigte.

F: Mit dem Wohlstand, den Walfang und Handelsmarine auf die Insel brachten, wuchs auch die Nachfrage nach aufwändigem Schmuck für die Trachten der Frauen. Ursprünglich hatten die Seeleute den von portugiesischen Handwerkern angefertigten Silberschmuck aus den Niederlanden mitgebracht. Doch bald darauf spezialisierten sich auch die Föhrer Goldschmiede auf die Fertigung von Trachtenschmuck: Brustketten mit Medaillons, die oft Kreuz, Herz und Anker beinhalten – die christlichen Symbole für Glaube, Liebe
und Hoffnung. Aber auch Broschen und die aufwendig gestalteten Filigranknöpfe.

M: Ausgangsmaterial für den Filigranschmuck sind zwei miteinander verdrehte Feinsilberdrähte. Werden sie plattgewalzt, entsteht ihre einseitig geriffelte Struktur. Diese Drähte werden dann zu zarten Mustern gebogen, in Formen eingepasst, mit Silberlotpulver bestäubt und verlötet. Um die bauchige Form der Knöpfe zu formen, werden die zarten Silberdrahtrosetten „ausgetieft“, also in eine konkave Form eingepasst. Zwei halbrunde Rosetten ergeben dann – zusammengesetzt – einen Knopf.

F: Wenn man bedenkt, dass die Herstellung eines einzigen Silberfiligranknopfes 20 bis 30 Stunden Handarbeit in Anspruch nimmt, wird klar, dass es nicht der Materialwert, sondern die hochspezialisierte Handarbeit ist, die den kompletten Schmuck einer Föhrer Festtagstracht mehrere tausend Euro kosten lässt.

Fotos: © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum