Station: [19] Die gute Stube
F: Die hier ausgestellte Stube ist eines der Highlights im Heimatmuseum Lette. Man weiß gar nicht, wo man hier zuerst hinschauen soll: hinauf zur Decke oder hinunter zu den Fliesen. Aber … fangen wir doch einmal oben an.
M: Die imposante Kassettendecke stammt aus dem ehemaligen Haus Nummer 5 hier in Lette. Vor rund 150 Jahren lebten dort der Schumacher Wilhelm Pieck und seine Ehefrau Franziska. Ihres Zeichens Tochter eines Schreinermeisters. Als Hochzeitsgeschenk fertigte der Vater damals diese Holzdecke an. Einige Jahre später folgten der Wandschrank und die hölzerne Wandvertäfelung. 2003 konnte der Heimatverein die Holzdecke sichern und ins Heimatmuseum bringen. In aufwendiger Kleinarbeit wurde das Holz restauriert und die Vergoldung fachmännisch erneuert.
F: Die Fliesen, die Sie auf dem Boden sehen, stammen nicht aus dem Haus Nummer 5, sondern aus einem Gebäude an der Mühlenstraße in Coesfeld. Es handelt sich um Fliesen von Villeroy und Boch. Aber es ist nicht irgendein Modell, sondern sogenannte Mettlacher Platten. Benannt sind sie nach ihrem Herstellungsort Mettlach im Saarland.
M: Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Mettlach ein römisches Bodenmosaik entdeckt. Mit der Restaurierung war kein geringerer als der Unternehmer Eugen von Boch betraut. Inspiriert durch den archäologischen Fund begannen Boch und seine Techniker mit Materialexperimenten zur Herstellung von Fliesen. Die Mettlacher Platten wurden erfunden. Das Besondere an diesen Fliesen: sie werden von Hand gearbeitet und haben ein eingelegtes, zum Teil sehr aufwendiges Muster.
F: Villeroy und Boch machten die Mettlacher Platten weltbekannt. Die Nachfrage war sogar so groß, dass 1869 eine, eigens auf Fliesen spezialisierte Fabrik gebaut wurde, die sogenannte „Mosaikfabrik“.
Fotos: © Heimatmuseum Lette