Station: [17] Die Flachsverarbeitung


F: Bis vor rund 100 Jahren durfte in vielen Bauernhäusern eines nicht fehlen: der Webstuhl. Für die Bauern war die Heimweberei ein wichtiges Zubrot. Doch bevor Stoffe überhaupt gewebt werden konnten, musste zuerst der Flachs bearbeitet werden. So viel vorweg: Flachs ist ein wirklich garstiges Zeug. Und es erfordert viele Arbeitsschritte, bis aus der Pflanze mit den blauen Blüten Garn geworden ist.

M: Wie viele Gerätschaften man für die Flachsverarbeitung braucht, sehen Sie hier. Aber der Reihe nach: Wir beginnen bei der Ernte. Um möglichst lange Fasern zu gewinnen, wurde der Flachs mitsamt den Wurzeln ausgerissen. Das nennt man Raufen. Anschließend konnte der Flachs geriffelt werden. Dabei wurden die Samenkapseln abgestreift. Das passierte auf einer sogenannten Riffelbank mit mehreren groben Kämmen. 

 

F: Nun wurde der Flachs gewässert, das geschah meist in speziellen Gruben, dort blieb der Flachs acht Tage oder auch länger. Man nennt diesen Vorgang auch Rotten. Er ist besonders wichtig, denn beim Rotten lösen sich die begehrten Fasern vom holzigen Kern. Nachdem der Flachs getrocknet war, konnte man ihn brechen und schwingen. Dabei wurden die holzigen Teile aus dem Flachs gebrochen und herausgeschlagen.

M: Der nächste Arbeitsgang war das sogenannte Hecheln. Dabei wurde der Flachs mehrmals über eine Art Kamm mit eisernen Zacken gezogen. So sollten die kurzen Flachsfasern entfernt werden, die langen Fasern wurden schön ausgekämmt und geordnet. Dabei wurde der Kamm von Mal zu Mal feiner. Keine Bange, die schwerste Arbeit liegt nun hinter uns!

F: Jetzt konnten die Fasern am Spinnrad zu einem endlos langen Faden gesponnen werden. Um die nötige Festigkeit zu bekommen, wurden die Fasern schraubenförmig gedreht. Das erforderte schon einiges an Übung und Geschicklichkeit. Nun musste das Garn noch aufgespult, gehaspelt und gebleicht werden. Und zu guter Letzt ging es dann an den Webstuhl.

Fotos: © Heimatmuseum Lette