Station: [10] Die alte Kirche
F: Wann die erste Kirche in Lette genau erbaut wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Durch Ausgrabungen ist aber eine kleine romanische Kirche belegt. Sie war etwa zwölf Meter lang und sechs Meter breit. Die Kirche könnte gegen Ende des 12. Jahrhunderts vom Münsteraner Fürstbischof Hermann II. erbaut worden sein.
M: Dieser galt als eifriger Kirchengründer und hatte bereits einige Jahre zuvor dem Kloster Varlar ein Lehen in Lette übertragen. Als selbstständige Pfarre wird die Kirche erstmals 1260 urkundlich erwähnt. Besonders markant war der Spitzturm der alten Kirche – der sogenannte Piepenprüörker.
F: 1919 wurde die alte Kirche abgerissen. Lette war einfach zu groß geworden, die alte Kirche bot nicht mehr genügend Platz für alle Gläubigen. Bei archäologischen Ausgrabungen konnten später zahlreiche Funde geborgen werden: Stopfnadeln auf der einen Seite, Manschettenknöpfe und Pfeifenreiniger auf der anderen. Es kamen Skelette und Knochen mit Brandspuren zum Vorschein sowie ein Goldmedaillon mit den Initialen AE. Zudem konnte ein Teil des über 500 Jahre alten Lehmfußbodens gesichert werden.
M: Mit der Geschichte Kirche ist eine Legende verbunden. Und zwar jene des Eremiten Johannes von Merveldt. Der Eremit soll in einer Klause im Letter Bruch gelebt haben. Begleitet von zwei weißen Wölfen soll er jeden Sonntag die Messe in Lette besucht haben. Die Wölfe sollen später auch den Sarg des Johannes nach Lette gebracht haben – und so wurde der Eremit in der alten Lettener Kirche beigesetzt.
F: Zu den Schmuckstücken der alten Kirche gehörte sicherlich das Tympanon aus dem 12. Jahrhundert. Hier im Heimatmuseum sehen Sie eine detailgetreue Nachbildung. Das Original befindet sich heute im Kreuzgang des Münsteraner Doms. Unter einem Tympanon versteht man die freie Fläche in einem Giebeldreieck. Diese Fläche wurde in der Regel mit Ornamenten, Figuren oder szenischen Darstellungen geschmückt. Das Tympanon hier zeigt beispielsweise, wie Johannes der Täufer zunächst noch Jesus Christus tauft – und später dann selbst auf Befehl von König Herodes enthauptet wird.
Fotos: © Heimatmuseum Lette