Station: [22] Hurdy-Gurdy-Girls und Miniaturvitrine
Hurdy Gurdy – was sich so verwegen anhört, ist die englische Übersetzung für Drehleier. Die Hurdy-Gurdy-Girls, die Sie hier auf den Postern sehen, waren Tanzmädchen in den amerikanischen Saloons des 19. Jahrhunderts. Die Poster sind echte Biedermeier-Pin-ups, in ihrer heutigen Züchtigkeit waren sie für die damalige Biedermeier-Epoche unzüchtige Darstellungen. Doch was haben sie mit unserem Musikinstrumentenmuseum zu tun?
Wir machen einen Ausflug in die Zeit des beginnenden 19. Jahrhunderts, als die Arbeitslosigkeit auch in Hessen so groß war, dass die Menschen nach Amerika auswanderten – im Gepäck ihre Drehleier. Sie spielten sie auf Märkten, um ihre Waren anzupreisen, sie spielten sie in den Saloons zum Feierabend. Die ledigen jungen Frauen tanzten und sangen dazu. Schon bald konnten die Männer für Geld mit den Frauen tanzen, später zahlten sie Geld für Sex. Wo heute die rote Laterne Männer ins Bordell führt, war es damals die Drehleier, die sich so ihren Namen als Huren-Leier machte.
Der Ausflug ins Rotlichtmilieu der Musikgeschichte soll nicht Ihr letzter Eindruck unseres Museums sein. Sondern unsere Sammlung musikalischer Miniaturen aus allen Zeitepochen. Sie sehen Instrumente aus Porzellan, Flöten, Vogeltrillerpfeifen, musizierende Figuren – vom Rokoko bis in die Neuzeit. Hier zeigen wir Ihnen noch einmal in Miniatur die Entwicklung der Musikinstrumente von Michael Praetorius bis zum heutigen Dudelsack-Schlumpf.
Wir verabschieden uns von Ihnen musikalisch – mit dem Turlututu-Walzer, gespielt auf zwei Drehleiern. Wir hoffen, dass Ihnen Ihr musikalischer Ausflug in unser kleines Museum Spaß gemacht hat.
Wir wünschen Ihnen einen guten Heimweg – und kommen Sie bald wieder.
Alle Abbildungen: © Dagmar Trüpschuch