Station: [5] Standgefäße


Sie stehen vor der ersten Themenvitrine, die Sie selbst öffnen können. Nur zu! Wie auch in den Wandregalen, stehen hier Standgefäße, in denen die Apothekerinnen und Apotheker Rohstoffe zur Herstellung von Medikamenten verwahrten. In der Vitrine haben wir die drei gängigsten Gefäßtypen ausgestellt.

Im mittleren Fach stehen verschiedene Glasflaschen, in denen Flüssigkeiten und Pulver aufbewahrt wurden. Einfache Landapotheken, zu denen früher auch die Obertor-Apotheke zählte, verfügten meist nur über preiswerte Gefäße aus nicht geläutertem, also nicht klarem Waldglas mit Kork- oder Binderandverschlüssen. Hochwertigere Gefäße haben einen eingeschliffenen Glasstopfen. Aufwändig ist auch die Schmelzmalerei-Beschriftung, eine Art Emaille-Arbeit. Die einfachen Gefäße wurden von den Apothekern dagegen mit wenig abriebfesten Öl- oder Temperafarben von Hand signiert. 

Salben wurden in Gefäßen aus Irdenware, Steinzeug oder Porzellan aufbewahrt. Solche Salbengefäße stehen in den beiden oberen Fächern. Die schlanken hohen Gefäße, deren Korpus mittig eingezogen ist, um sie leichter greifen zu können, heißen Albarelli. Die Verschlüsse waren aus Leder, Ölpapier oder Karton. Ab Ende des 18. Jahrhunderts gab es Deckelkruken aus Porzellan. Kruken sind Apothekergefäße. Eine klassische Kruke hat eine breite Öffnung. So kann die Apothekerin oder der Apotheker die Salbe mit einem Spatel aus dem Gefäß nehmen.

In den zylindrischen Dosen aus gedrechseltem Holz im unteren Fach wurden Samen und Pulver aufbewahrt. Die älteren Exemplare aus Weichholz sind kunstvoll mit Ölfarbe gefasst und signiert. Die jüngeren Dosen sind aus Hartholz wie Buchs- oder Kirschbaum. Die Bezeichnung des Inhalts wurde direkt auf das Holz gemalt

Und wollen Sie wissen, was in dem zweiteiligen grauen Gefäß rechts aufbewahrt wurde? Blutegel! Dabei hing der mit einer Schraubzwinge verschlossene Siebeinsatz mit den Tieren im Wasser. Blutegel wurden seit Jahrhunderten als Alternative zum Aderlass auf die Haut von Patientinnen und Patienten gesetzt. Ein einziges Tier kann in 30 bis 60 Minuten das Fünffache seines Körpergewichts aufsaugen.

Gehen Sie nun ein Stück weiter zur mittleren Wandvitrine.

Alle Abbildungen: © Trüpschuch