Station: [3] Topografie


F: Die „Irrenheilanstalt Wehnen“ wurde im Jahr 1858 als staatliche Landespsychiatrie eröffnet. In der Zeit des Nationalsozialismus begann man damit, Patienten aus anderen Heimen, Anstalten oder Krankenhäusern nach Wehnen zu verlegen. 1933 betrug die Zahl der Krankenbetten noch 260. 1935 war die Anzahl der Betten bereits auf 800 angestiegen. Rund drei Jahre später, 1938, wurde die Klinik vom Landesfürsorgeverband übernommen – und so zum Zentrum der oldenburgischen Krankenmorde. Welcher Überbelegungsdruck auf der Anstalt lastete, zeigt ein Rundschreiben der „Reichsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten“. In diesem heißt es unter anderem:

M: „Durch die Räumung zahlreicher Heil- und Pflegeanstalten in den besonders luftbedrohten Gebieten und die Unterbringung ihrer Insassen in anderen Anstalten ist ein starker Bedarf an Betten für die Geisteskranken aufgetreten. Dem Mangel muss u.a. dadurch abgeholfen werden, dass die Belegdichte der Anstalt mit allen Mitteln gesteigert wird. Im Falle eines besonderen Notstandes darf es nicht dazu kommen, daß etwa körperlich Kranke im Freien oder unter primitiven Verhältnissen untergebracht werden müssen, während für die pflegebedürftigen Geisteskranken Betten der Anstalt reserviert bleiben.“

F: Die Zustände in Wehnen blieben auch nach dem Zweiten Weltkrieg katastrophal. Ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1948 beschreibt die Situation so: „Die Schlafräume sind dicht mit Bettgestellen angefüllt. Die Kranken schlafen sogar auf dem Fußboden und können ihre Ruhestatt nur über andere Betten hinweg erreichen. Für individuelle Behandlung besteht hier keine Möglichkeit, von Ruhe kann keine Rede sein. Kranke, die nur wegen Depression vorübergehender Art in der Anstalt untergebracht sind, können in der Hölle dieser Massen-Aufenthaltsräume nicht gesunden.“

Foto 1: © Gedenkkreis Wehnen e.V.

Foto 2: © Pavillionkomplex: Brümmer, F. (1912): Grossherzoglich Oldenburgische Heil- und Pflegeanstalt Wehnen